50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen
Geschichten von Liebe und Finsternis
Eine Lange Nacht der deutsch-israelischen Literatur
Moderation: Shelly Kupferberg und Jochanan Shelliem
Regie: Monika Künzel
Aufzeichnung der Veranstaltung vom 12.03.2015 aus dem Schauspiel Leipzig
„Wer morgens lacht“ und „Who the fuck is Kafka“ - manche Titel aktueller Neuerscheinungen verweisen auf das in 50 Jahren gewachsene Spektrum der deutsch-israelischen Literatur. Das Lebensthema vieler Autorinnen und Autoren präsentiert sich im Spagat in dieser Langen Nacht zwischen Shoah und Zionismus, Judentum, Diaspora und Schuld. Die Sujets reichen von der jüdischen Emanzipation in den Nationalstaaten zu Beginn des Ersten Weltkrieges bis hin zu Misstrauen und Erotik im Umfeld nahöstlicher Konferenzen als Katalysator einer Romanze. Auch in seinem neuesten Roman „Judas“ leuchtet der große Charakterschriftsteller Amos Oz die Leitideen des Zionismus und deren Widersprüche und Tragödie aus - eingekleidet in eine Liebesgeschichte. Liebe, dieser Stoff aus dem die Träume sind, beschreibt Meir Shalev, dessen Frauen in „Zwei Bärinnen“ macchiavellihaften Machos im Moshaw Paroli bieten, als Katalysator über mehrere Generationen hinweg. Von alten Seilschaften und frischer Korruption berichtet Gila Lustiger in ihrem Thriller aus Paris „Die Schule der Anderen“ und Mirjam Pressler weicht ins märchenhafte Grauen aus. Avi Primor, eloquenter Übersetzer des nahöstlichen Konflikts, verfolgt das leidenschaftliche Engagement zweier jüdischer Familien im Ersten Weltkrieg und das tragische Scheitern ihrer nationalen Emanzipation. Beobachtungen aus dem israelischen Alltag von heute komplettieren diese Lange Nacht, interpretiert von dem israelischen Psychoanalytiker Carlos Strenger, während Dan Diner, Gründungsdirektor der Simon Dubnow Instituts für jüdische Geschichte und Kultur, seine kalten, differenzierten Analysen der aktueller Entwicklung in Nahost in den Kontext gegenläufiger Gründungsgeschichten setzt.