Antonia Baum liest aus "Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wo ich lernte, mich von Radkappen und Stossstangen zu ernähren" (1/2)
(2. Lesung am 13.5.15)
Auf jeden Fall hat die Autorin Anspruch auf einen der exentrischen Romantitel des Jahres: "Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wo ich lernte, mich von Radkappen und Stoßstangen zu ernähren" heißt der neue Roman von Antonia Baum, und wild ist der Plot auf den ersten und den zweiten Blick: Schnelle Autos, Schutzgelderpressung, Schrottplätze - und die große Liebe dreier Kinder zu ihrem verrückten Vater. Johnny, Clint und Romy wachsen bei ihrem Vater auf, der sich weder für bürgerliche Konventionen noch für Gesetze interessiert. Theodor war in keinerlei Hinsicht Vater und dennoch hat er seine Kinder auf seine Art großgezogen.
Als Romy und Clint ihren 25. Geburtstag feiern und der Vater nicht auftaucht, bekommen es die drei Geschwister mit der Angst zu tun. Gemeinsam machen sie sichauf die Suche nach ihrem Vater, den sie ebenso verehren wie verfluchen. In einer Nacht voller Erinnerungen, Drogen, Alkohol und das Warten auf ihren Vater erleben sich die drei Geschwister einmal mehr als Schicksalsgemeinschaft und setzen dabei auch ihr Leben aufs Spiel. Antonia Baum erzählt die Geschichte aus der Sicht von Romy, der Tochter, die sich in einer sehr männlichen Welt behaupten muss und darüber frech und lebensklug wird, doch nie die Sentimentalität und Ironie befördernde Distanz verliert.
Antonia Baum, geboren 1984, studierte Literaturwissenschaft, Geschichte und Kulturwissenschaft. Sie hat verschiedene Kurzgeschichten veröffentlicht und erhielt große Medienresonanz für ihr Romandebüt "Vollkommen leblos, bestenfalls tot" (2011). Seit Februar 2012 ist sie Redakteurin im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin. Sieliest einen ersten Teil aus ihrem neuen Roman.