„Ich schrieb mich verrückt“
Die Lange Nacht über den außergewöhnlichen Schriftsteller Wolfgang Welt
Von Martin Willems
Regie: Jan Tengeler
Wolfgang Welt (1952-2016) war Suhrkamp-Autor, Rockschreiber, Nachtwächter, Buddy-Holly-Fan; kurzum: der „größte Erzähler des Ruhrgebiets“.
Peter Handke nennt ihn einen „ganz anderen Geschichtshelden“. Und das im allerbesten Sinne. Wolfgang Welt (1952-2016) war Suhrkamp-Autor, furioser Rockschreiber, Schallplattenverkäufer, Dauer-Bochumer, Nachtwächter, Buddy-Holly-Fan; kurzum: der „größte Erzähler des Ruhrgebiets“. Welt wächst in der Zechensiedlung Wilhelmshöhe auf. Als er mit Anfang 20 Hermann Hesses „Steppenwolf“ liest, steht sein Entschluss fest: Er will Schriftsteller werden. Doch worüber schreiben? Klar ist nur, dass Welt süchtig nach Literatur ist - „da hilft kein Gegengift“. Seit Kindertagen ist Buddy Holly sein Idol. Völlig klar, dass sein erster journalistischer Text an den früh verstorbenen Rock-´n´-Roll-Musiker erinnert. Welts radikal-subjektive Kritiken und Storys sorgen für Aufsehen; im Ruhrgebietsmagazin Marabo, dem Überblick sowie in den seinerzeit wichtigsten Musikzeitschriften Sounds und Musikexpress. 1983 schreibt Wolfgang Welt sich im wahrsten Sinne des Wortes verrückt - Diagnose: schizophrene Psychose. Kurze Zeit später findet er sein literarisches Thema: „Ich werde mein ganzes Leben aufschreiben“. Dieses Erzählprojekt setzt Welt mit beeindruckender Konsequenz um und schafft ein Werk, das in der deutschen Literatur eine absolute Ausnahmeerscheinung darstellt.