Mächtig, direkt und gewaltfrei
Die Lange Nacht über den Kampf um Chancengleichheit in den USA
Von Michael Groth
Regie: Klaus Michael Klingsporn
Museen in Mississippi und Alabama erzählen die Geschichte des Rassismus und der Bürgerrechtsbewegung. In Jackson, Birmingham und Montgomery wird z.B. an Lynchmorde erinnert, Morde an Afroamerikanern ohne Verhandlung und Urteil. Weil die Opfer es gewagt hatten, eine weiße Frau anzusehen oder ihr Wahlrecht auszuüben. Die ersten, die die Verhältnisse ändern wollten, waren die schwarzen Soldaten, die aus dem Zweiten Weltkrieg heimkehrten. Sie hatten Ihr Leben riskiert, doch zuhause blieben sie Bürger zweiter Klasse. Die weiße Mehrheit sprach von „Separate but equal“ - getrennt, aber gleich - wobei von gleich keine Rede sein konnte: Es folgte ein langer Kampf der Afroamerikaner, angeführt von Martin Luther King, bis zu dessen Ermordung 1968. Afroamerikaner waren physischer Gewalt ausgesetzt, wenn sie gleiche Rechte forderten. Die Täter - Polizisten wie Zivilisten - blieben weitgehend ungestraft. Die Gewalt war auch strukturell: Es ging um demokratische Mitsprache, um das Recht auf gleiche Wohnverhältnisse, vor allem um das Recht auf Bildung. Mississippi und Alabama sträubten sich lange gegen Vorgaben des Obersten Gerichtshofes in Washington, der den Ausschluss schwarzer Studenten von öffentlichen Schulen 1954 als verfassungswidrig bezeichnete. Die „Lange Nacht” beschreibt, in den Worten der amerikanischen Historikerin Jill Lepore, die „ewige Spannung zwischen einem politischen Ideal von Gleichheit und Volkssouveränität und einer faktischen Ordnung, die durch eine Rassenhierarchie geprägt ist.“ Sie folgt den Spuren der Gewalt, des Widerstandes und der Hoffnung. In Teilen der USA herrscht bis heute ein Klima, das Rassisten in die Hand spielt. Eine historische Bestandsaufnahme - nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizeigewalt und wenige Wochen vor der Präsidentenwahl am 3. November 2020.