Die Igelin
Auf den Spuren der Feministin Gustava Schefer-Viëtor
Von Anna Goretzki
Regie: Philine Velhagen
Produktion: Deutschlandfunk 2021
Die Oma, die so nicht genannt werden wollte, war Feministin. Immer hatte die Autorin sie dazu befragen wollen. Warum sie für den Feminismus kämpfte und für was genau. Doch zu lange hat Anna Marie Goretzki gezögert, nicht nur, weil die, die sich selbst in Briefen „die Igelin“ nannte, so stachelig sein konnte. Aber jetzt, nach ihrem Tod, begibt sie sich auf Spurensuche. Denn Spuren hat die Großmutter, feministische Erziehungswissenschaftlerin, Atomkraft- und Startbahn-West-Gegnerin, genug hinterlassen: Kassetten mit Mitschnitten ihrer Forschungsinterviews, ordnerweise Zeitungsartikel zu Geschlechterfragen, Kontakte zu ihren Wegbegleitern und Mitkämpferinnen, feministische Literatur und Dias aus ihrem Leben - etwa das mit dem kleinen Kai, ihrem geistig behinderten Sohn auf dem
Schoß. Früh gaben die Großeltern ihn in ein Heim. Hatte diese Entscheidung etwas mit den feministischen Überzeugungen zu tun? Was bedeutete es überhaupt, zu dieser Zeit Feministin zu sein, und mit welchen Zwiespälten, nicht zuletzt gegenüber der eigenen Familie, hatte sie zu kämpfen? Wie urteilt die Tochter, die Mutter der Autorin, darüber? Wie die engen Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter? Es gibt auch Bilder vom Großvater, der vor der Geburt der Autorin bei einem Autounfall ums Leben kam. Danach wollte die Oma nicht mehr heiraten - suchte stattdessen („Feministin sucht“) per Kontaktannonce nach einem „Sonntagsman“.
Die Spurensuche beginnt im denkmalgeschützten Fachwerkhaus inmitten des Weserberglands, wo sie zuletzt lebte, und führt nicht zuletzt zurück zur eigenen Familie, der Frage nach der Gleichberechtigung heute, nach der angemessenen Mutterrolle.