Gäste sind die Schriftsteller Reiner Stach und Rüdiger Safranski sowie die Literaturkritikerin Verena Auffermann
Lesung: Reiner Stach "Kafka: Die frühen Jahre"
Am Mikrofon: Denis Scheck
Als ehemaliger Marathonläufer ist Reiner Stach auch als Kafka-Biograf auf die Langstrecke abonniert: Mit 'Kafka. Die frühen Jahre' legt er in diesem Herbst den Abschluss seiner dreibändigen monumentalen Lebensbeschreibung Franz Kafkas vor. Stach versucht darin, gegen die Stereotype von Kafka dem Asketen, Kafka dem 'Alien', der weltfremd, neurotisch, introvertiert, krank depressive Texte schreibt, dem krummbuckelig über Akten schwitzenden Versicherungsjuristen ein Gegenbild des Doktors aus Prag zu zeichnen. Das gelingt ihm bravourös: Wir lernen den Komiker Kafka, den Frauenhelden Kafka genau so wie den begeisterten Schundleser Kafka kennen, lesen Kafkas erste Postkarte, sitzen an Kafkas Schreibtisch und fallen mit Kafka auf einen Aprilscherz herein. Warum interessieren wir uns eigentlich so brennend für das Leben Franz Kafkas? Weil wir in seinem Leben Antworten auf Fragen suchen, die uns seine Texte aufgeben. Den biografischen Kurzschluss nicht herzustellen, ja im Gegenteil den Autor Franz Kafka durch den extremen Zoom eben nicht immer vertrauter, sondern mitunter immer fremder erscheinen zu lassen, vor dieser Fremdheit Kafkas nicht zurückzuschrecken, sie unbeschönigt darzustellen: Auch das leistet Reiner Stach.
Im Literarischen Colloquium Berlin wird Reiner Stach aus 'Kafka. Die frühen Jahre' lesen und mit der Literaturkritikerin Verena Auffermann und dem Biografen Rüdiger Safranski über Franz Kafka und die Kunst der Lebensbeschreibung diskutieren.