• Mo
    Di
    Mi
    Do
    Fr
    Sa
    So

Programm: Vor- und RückschauSonntag, 31.01.2016

  • 00:05 Uhr

    Immer nur lächeln, immer vergnügt?
    Eine Lange Nacht vom Niedergang der Musikkultur im Dritten Reich
    Von Helmut Braun
    Regie: Rainer Clute
    Wiederholung vom 03./04.11.2000

    Der Rassenwahn der Nationalsozialisten machte auch vor der Musik nicht halt. Rein sollte die deutsche Musik sein, rein von allem Undeutschen, Nichtarischen. Die jüdischen Musiker, die Dirigenten, die Sänger und Sängerinnen, die Intendanten verloren ihre Anstellungen. Rundfunk und Film waren willige Vollstrecker dieser offiziösen Verweigerung. Jüdische Komponisten wie Schönberg, Weill, Korngold, Hollaender, Nelson, May, Abraham durften ihre Werke nicht mehr aufführen. Auch sie wurden verfemt, verdrängt, verboten. Doch auch Nichtjuden traf die Ächtung der Nationalsozialisten: der "atonale" Hindemith erhielt Aufführverbot, der "Niggermusik" schreibende Ernst Krenek ebenso, verpönt waren die Lieder der "Eunuchen", der Comedian Harmonists, die Songs der "Vaterlandsverräterin" Marlene Dietrich. Zwischen zackigen Aufmärschen und Operettenseeligkeit vollzog sich der Niedergang der Musikkultur unter den Augen und dem Beifall einer breiten Öffentlichkeit. Im bewussten Kontrast zu einer Auswahl sogenannter entarteter Musik dokumentiert die 'Lange Nacht' diesen Prozess in Originaltönen und -dokumenten.

  • 02:05 Uhr
    02:07 Uhr   Konzertmomente

    Ludwig van Beethoven
    Sonate für Violine und Klavier Nr. 8 G-Dur, op.30 Nr. 3
    Augustin Hadelich, Violine
    Charles Owen, Klavier

    Aufnahme vom 6.10.15 im Kammermusiksaal des Deutschlandfunk

    03:05 Uhr   Schlüsselwerke

    Georg Friedrich Händel
    'Wassermusik'. Suite Nr. 1 F-Dur, HWV 348
    Les Musiciens du Louvre
    Leitung: Marc Minkowski

  • 06:10 Uhr

    Johann Sebastian Bach
    'Gleichwie der Regen'. Kantate zu Sexagesimae für Soli, Chor und Orchester, BWV 18
    Nuria Rial, Sopran
    Makoto Sakurada, Tenor
    Dominik Wörner, Bass
    Chor und Orchester der J. S. Bach-Stiftung
    Leitung: Rudolf Lutz

    Nicholas Carlton
    Versett zu vier Händen für Orgel d-Moll
    Ton Koopman und Tini Mathot, Orgel

    Carl Fasch
    Psalm 119. Motette für Solostimmen und Chor
    Veronika Winter, Sopran
    Annette Müller, Sopran
    Bernhard Scheffel, Tenor
    Michael Schaffrath, Tenor
    Stephan Schreckenberger, Bass
    Rheinische Kantorei
    Leitung: Hermann Max

  • 07:05 Uhr

    Aktuelles aus Kultur und Zeitgeschehen
    "Abwab" - Die erste arabische Zeitung für Flüchtlinge in Deutschland

    Polnische Regierung schafft Fakten - Interview mit dem Publizisten Adam Krzeminski

    Gerüchte - Interview mit dem Ex-Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye

    07:50 Uhr   Kulturpresseschau

    Auszüge aus den Feuilletons der Woche

    Sicherheit im öffentlichen Raum - Interview mit dem Publizisten Johano Strasser

    Denk ich an Deutschland: der Schriftsteller Roberto Schopflocher

    Am Mikrofon: Birgid Becker

  • 08:35 Uhr

    Religiöses Wort
    „Und weil der Mensch ein Mensch ist“ - Lieder aus dem KZ
    Von Pfarrer Günter Ruddat
    Evangelische Kirche

  • 08:50 Uhr

    Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

  • 09:05 Uhr

    Vor 150 Jahren: Der Dichter Friedrich Rückert gestorben

  • 09:30 Uhr

    Die Stadt planen (4/4)
    Experimentelle Architektur -  Die Zukunft der Stadt
    Die Architektengruppe Raumlabor im Gespräch mit Jochen Rack

    Die Berliner Architektengruppe Raumlabor beschäftigt sich mit den Schnittstellen von Architektur, Stadtplanung, Kunst und Intervention. In zeitlich begrenzten Projekten - z.B. den Shabbyshabby-Apartments in München oder dem Kitchen Monument in Liverpool und Berlin - erkundet sie den urbanen Raum nach Möglichkeiten einer alternativen Nutzung und bringt vergessene Utopien der Stadt ins Bewusstsein zurück. Die partizipativen Projekte, in denen lokale Bewohner eine wichtige Rolle spielen, haben als Leitbild die Idee einer gemeinsamen Kultur und urbaner Vielfalt. Experimentelle Architektur erkundet die Möglichkeiten einer Stadt der Zukunft.

  • 10:05 Uhr

    Übertragung aus der Pfarrkirche Salvator in Berlin-Lichtenrade
    Predigt: Pfarrer Rainer Lau
    Katholische Kirche

  • 11:30 Uhr

    Reisenotizen aus Deutschland und der Welt

    Meditative Abgeschiedenheit
    Gustav Mahlers Komponierhäuschen am Wörthersee

    Worschtkoschtprob
    Banatschwäbische Tradition im rumänischen Maria Radna

    Tessins grüne Juwelen
    Die Brissago Inseln im Lago Maggiore

    Verkriechen zum Lesen
    Literarische Orte an der Ostseeküste

    Am Mikrofon: Andreas Stopp

  • 13:30 Uhr

    Musik und Fragen zur Person
    Michael Verhoeven, Filmregisseur, im Gespräch mit Klaus Pilger

    Michael Verhoeven, Jahrgang 1938, kam als Sohn des Schauspielers Paul Verhoeven schon früh mit dem Film in Berührung. Als junger Mann spielte er unter anderem in Streifen wie 'Das Fliegende Klassenzimmer' (1954), 'Der Pauker' (1958, mit Heinz Rühmann) oder 'Das Haus in Montevideo' (1963, mit Curt Goetz) mit. Der Spross aus der Künstlerfamilie entschloss sich zu einem Medizinstudium, 1969 promovierte er. Schauspielerarbeit und seine Tätigkeit als Arzt kombinierte Michael Verhoeven zunächst, dann kam auch noch die Regiearbeit dazu. Für sein Filmregiedebüt 'Paarungen' von 1967 erhielt er einen Bundesfilmpreis. Sein experimenteller Anti-Vietnamkriegsfilm 'O.K.' führte bei der Berlinale 1970 zu einem Eklat. Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen und immer wieder mit dem Nationalsozialismus durchzieht das filmische Werk Verhoevens. Internationale Beachtung fanden seine Kinofilme 'Die weiße Rose' von 1982 und 'Das schreckliche Mädchen' von 1990. Letzterer wurde 1991 für den Oscar in der Kategorie 'Bester ausländischer Film' nominiert. Michael Verhoeven, der in seiner Geburtsstadt Berlin auch zwei Kinos besitzt, ist mit der Schauspielerin Senta Berger verheiratet, mit der er zwei Söhne hat, die ebenfalls künstlerisch tätig sind.

  • 15:05 Uhr

    "Other Lives": Klangteppich aus entspannter Melancholie
    Von Paul Baskerville

    Die bis dato unbekannte Band Kunek änderte 2009 ihren Namen in Other Lives und veröffentlichte ein Debütalbum, das ebenfalls größtenteils unbemerkt blieb. Der Durchbruch kam, als einige Other-Lives-Songs für den Soundtrack der amerikanischen Fernsehserie 'Grey's Anatomy' übernommen wurden. Jessie Tabish, der Kopf von Other Lives, gründete die Band ursprünglich aus Leidenschaft für amerikanische Indie-Folkmusik, doch im Lauf der Jahre integrierte er elektronische Einflüsse. Die Musik von Other Lives hat eine träumerische, etwas traurige Anmutung, doch liebevoll-präzise Arrangements einerseits und komplexe Akkordschichtungen andererseits weben mit dem Gesang von Tabish einen Klangteppich entspannter Melancholie.

  • 16:10 Uhr

    Aus dem literarischen Leben
    Das Buch der Woche
    Tilmann Lahme: Die Manns, Geschichte einer Familie
    (S. Fischer Verlag)
    Vorgestellt von Wolfgang Schneider
    Am Mikrofon: Hajo Steinert

  • 16:30 Uhr

    Wissenschaft im Brennpunkt
    Der Wendelstein glüht
    Deutschlands größtes Fusionsexperiment geht an den Start
    Von Frank Grotelüschen

    Saubere, klimafreundliche Energie aus unerschöpflichen Quellen: Das verspricht die Kernfusion, die kontrollierte Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium. Doch mit den Jahren geriet sie immer mehr in Verruf: Management-Patzer und technische Probleme verzögerten die Prototypen um Jahre und machten sie deutlich teurer als geplant. Umso erfreulicher, dass es endlich wieder Anlass zum Feiern gibt: Anfang Februar geht - durchaus beachtet von der Politprominenz - in Greifswald das aufwändigste Fusionsexperiment an den Start, das Deutschland je gebaut hat - Wendelstein 7-X. Während manche Experten große Hoffnungen in das Projekt setzen, sehen es andere vor allem als Aufbauhilfe Ost - ein Projekt, das zwar der strukturschwachen Region Vorpommern auf die Beine hilft, aber das Energieproblem der Menschheit kaum lösen wird.

  • 17:30 Uhr

    Berichte, Meinungen, Rezensionen
    Heimatkunde - ein Projekt von Stephen Prina im Museum Kunsthaus Kleve

    Interieur als Porträt - Das Museum Morsbroich in Leverkusen zeigt Künstlerräume

    "Blue Notes: In Sätzen leben, in Versen tanzen" - Das Festival für Weltliteratur 'Poetica II' in Köln

    "Abwab" - Die erste arabische Zeitung für Flüchtlinge in Deutschland

    Theater trifft Aktion - zur aktuellen Entwicklung des Schauspiels anlässlich der Jubiläumskonferenz "60 Jahre Dramaturgische Gesellschaft" in Berlin
    Kurator und Dramaturg Florian Malzacher im Gespräch

    Am Mikrofon: Dina Netz

  • 18:40 Uhr

    Im Crash-Kurs zum Asyl-Entscheider: Wie das BaMF den Berg der Anträge abarbeiten will

  • 20:05 Uhr

    Bodies Under Attack
    Eine Reise durch die Welt der Körpermodifizierung
    Von Elodie Pascal
    Regie: Elisabeth Putz
    Produktion: NDR/RBB 2014

    Seit Urzeiten verändern Menschen ihr Äußeres durch Haare schneiden, Nägel lackieren oder Ohren durchstechen. Die einen gehen zum Schönheitschirurgen, um sich die Brüste oder Lippen vergrößern zu lassen, die anderen mögen Tätowierungen, Piercings, Implantate. Die Techniken sind vielseitig - und alt. Alle wurden abgeleitet von ritualisierten Formen des Körperschmückens, wie es bei Ureinwohnern vieler Länder lange Zeit Brauch war und ist. Erich Kasten, Professor für Neuropsychologie an der medical School Hamburg, spricht jedoch von einer Umkehrbewegung: "In den Ursprungsländern gibt es immer weniger Leute, die Tattoos haben. Während es bei uns umgekehrt einen Trend gibt, der da heißt: Zurück zur Natur." Für ihre Körpermodifizierungen werden die sogenannten Body Modder oft und von vielen Seiten diffamiert. Und so ist der Titel des Stückes mehr als doppeldeutig.

  • 21:05 Uhr

    Die alternative Echo-Klassik-Gala - Konzerthöhepunkte der Echo-Preisträger 2015
    Von Uwe Friedrich

    Jedes Jahr werden die Stars der klassischen Musik mit den Echo-Preisen in einer Galaveranstaltung geehrt. Der Preis ist ebenso begehrt wie umstritten, denn häufig werden jene Musiker ausgezeichnet, die auf ihren neuen CDs vor allem das altbewährte Repertoire pflegen. Aber unter den Preisträgern gibt es auch wagemutige Künstler, die sich auf musikalische Entdeckungsreisen begeben. Am 17. Oktober 2015, am Vorabend der offiziellen Echo-Klassik-Verleihung, trafen sich einige von ihnen, die nicht in der TV-Gala des folgenden Tages auftraten, im Konzertsaal der Berliner Universität der Künste und spielten Teile ihrer von der Echo-Jury ausgezeichneten Aufnahmen. Zu ihnen gehören etwa das Trio Lézard, das eine Paris-Hommage von Jean Rivier spielte, oder der Gitarrist Frank Bungarten, der sein Instrument noch nie auf spanische Folklore beschränkt sehen wollte. Mit einer unbekannten Cellosonate von Luise Adolpha Le Beau setzten sich Denis Severin und Tatiana Korsunskaya für vergessene Komponistinnen ein, während die Theremin-Virtuosin Carolina Eyck eine eigens für sie komponierte Sonate präsentierte und der Pianist Steffen Schleiermacher Kompositionen seines Mentors Friedrich Goldmann spielte. Das 'Konzertdokument der Woche' stellt Ausschnitte aus diesem alternativen Echo-Klassik-Konzert vor, zu dem u.a. der Verband unabhängiger Klassiklabel eingeladen hatte.