Marion Poschmann liest unveröffentlichte Betrachtungen zu ihrem eigenen Schreiben (2/2)
Man weiß nicht, was man höher schätzen, lieber lesen soll: die erzählende Prosa oder die Lyrik von Marion Poschmann. Schon gar nicht, wenn man zuletzt ihren Gedichtband ,Geliehene Landschaften’ und ihren Roman ,Die Kieferninseln’ gelesen hat. Oder wenn man in der vergangenen Woche hier in der ,Lesezeit’ des Deutschlandfunks neue Gedichte aus ihrem Gedichtband ,Nimbus’ gehört hat. - Nimbus, die dunkle Wolke, ist eine Erscheinung aus Schwung, Pracht, Weite, und doch gehört sie dem Formlosen, Ungreifbaren. Sie entfaltet Wirkung, sie bestimmt die Atmosphäre, zugleich entzieht sie sich, bleibt unbeherrschbar. Mit festem Griff und Subtilität, Witz und Zärtlichkeit unternimmt Marion Poschmann in ihren neuen Gedichten den Versuch, Nähe und Ferne zusammenzudenken und die maßlosen Kräfte der äußeren Gegenwart in einen Raum der Innigkeit zu verwandeln. Aber wo ist innen? Wer die Texte von Marion Poschmann mag und gerne solchen Fragen nachgeht, dem kommen Marion Poschmanns Überlegungen zu ihrem eigenen Schreiben sicher gelegen. Noch unveröffentlichte Betrachtungen bringt sie zu Gehör. Marion Poschmann, 1969 in Essen geboren, studierte Germanistik und Slawistik und lebt heute in Berlin. Für ihre Lyrik und Prosa wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, nach dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2013 zuletzt mit dem Klopstock-Preis 2018 für ihren Roman ,Die Kieferninseln’, der auch auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und auf jener des Man Booker International Prize 2019 stand.