Der Club ist voll
Von Hanna Engelmeier
Zimmerreisen sind manchmal freiwillige Angelegenheiten von denen, die lieber mit dem Finger auf der Landkarte unterwegs sind. Andere machen sie, weil sie sich nicht in der Lage sehen, ihren geschützten Raum zu verlassen. Wieder andere weil sie in einer Gefängniszelle sitzen. Oder denken wir an all diejenigen, die in Zeiten des Lockdowns gezwungen sind, in einem Zimmer ihren Gedankenreisen nachzugehen.
Der Essay versucht nachzuvollziehen, wie wir mit unseren Wünschen nach Freiraum und Nähe umgehen unter neuen Regeln. Und wie es zum Beispiel denen ergeht, die ihre Heimat räumlich aufgegeben haben, um ihr Glück woanders zu suchen und dann irgendwo landen, wo man mit 28 Menschen einen Schlafraum und mit 50 Menschen eine Toilette teilen muss. „Wann hört eigentlich ein Raum auf, ein Zimmer zu sein, und wann wird ein Zimmer zur Zelle? Ab wann ist eine Zelle eine Folterkammer, und müssen dazu Folterinstrumente darin vorhanden sein? Reicht nicht vielleicht eine bestimmte Art der Unterbringung?“ Hanna Engelmeier setzt in ihrem Essay Überlegungen fort, die sie unter der Rubrik „Marginalien“ im Merkur Mai 2021 veröffentlicht hat.
Hanna Engelmeier, geboren 1983, arbeitet am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen und forscht über Gegenwartsliteratur. Sie war wissenschaftliche Koordinatorin im Kolleg Schreibszene Frankfurt und an der Ruhr-Universität Bochum, arbeitete am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften, Wien und promovierte zur Dr. phil. am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Arbeit zum Thema: Der Mensch, der Affe. Anthropologie und Darwin-Rezeption in Deutschland, 1850-1900.