Hörspiel des Monats September 2022
ALLES LICHT, DAS WIR NICHT SEHEN
von Anthony Doerr
Regie: Petra Feldhoff, Regieassistenz: Josephine Güntner
Mit: Alicia von Rittberg, Frieda Reinke, Leni Kramer, Markus J. Bachmann, Julius
Langner, Gustav Saurbier, Noureddine Chamari, Charlotte Schwab, Steve Karier u.v.a.
Komposition: Ulrike Haage
Ton/Technik: Werner Jäger, Mechthild Austermann
Dramaturgie: Ulla Illerhaus
Produktion: WDR 2022
Anschließend:
Hauptsache Hörspiel
von Hanna Steger, Max von Malotki
Im Anschluss
Titelfolge aus dem Album: "Maelstrom"
von Ulrike Haage
Begründung der Jury der Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel des Monats:
Die Jury kürt Alles Licht, das wir nicht sehen nach dem gleichnamigen Roman von Anthony Doerr als besonders gelungene Literaturadaption zum Hörspiel des Monats September 2022. Die szenische und atmosphärische Textvorlage wurde kongenial von der Regisseurin Petra Feldhoff umgesetzt. Unter ihrer Anleitung überzeugen auch die schauspielerischen Leistungen insbesondere der Darstellung der Protagonistin Marie-Laure durch Alicia von Rittberg, Frieda Reinke und Leni Kramer sowie des Protagonisten Werner Hauser durch Marcus J. Bachmann, Julius Langner und Gustav Saurbier in den unterschiedlichen Altersstufen vom Kind bis zum Jugendlichen und zur Erwachsenen sowie des Nebendarstellers Bernhard Schütz als Reinhold von Rumpel. Dramaturgie, Inszenierung und schauspielerische Leistung erzeugen einen solchen Sog, dass man alle drei Teile am Stück hören möchte. Besonders berührend ist, dass der Zweite Weltkrieg aus der ungewöhnlichen Perspektive eines französischen, blinden Mädchens und eines deutschen, technikbegeisterten Jungen erzählt wird, die unaufhaltsam in den Wirren der Ereignisse aufeinander zutreiben. Die Gefahr der Sentimentalität wird dabei durch die tragende Rolle des Radios als dritter Protagonistin gebannt. Es wird in all seinen Facetten gezeigt und treibt die Handlung voran: Als Medium zur Überwindung von Grenzen und Entfernungen, als vermittelndes Element von Bildung, Kunst und Kultur, sowie als politische Propagandamaschine, die zur Gleichschaltung benutzt wird, als Waffe des Widerstandes und als lebensgefährliches Instrument zur Ortung von den Partisaninnen und Partisanen.
Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main zeichnet jeden Monat ein Hörspiel aus den Produktionen der ARD-Anstalten aus. Die Entscheidung über das Hörspiel des Monats trifft eine Jury, die jeweils für ein Jahr unter der Schirmherrschaft einer ARD-Anstalt arbeitet. Am Ende des Jahres wählt die Jury aus den zwölf Hörspielen des Monats das Hörspiel des Jahres.