Mütter, Väter, Töchter, Söhne
BRUDER. Eine Geschichte in drei Teilen
Von Jurate Braginaite
Regie: die Autorin
Produktion: Bauhaus-Universität Weimar 2019
Zwei Geschwister, zwei Wege. Für beide führten sie von Litauen nach Deutschland, für ihn immer wieder ins Gefängnis. Ihre Leben verliefen unterschiedlich: Er hat mit 36 mehr Gefängniszellen von innen gesehen als er zählen konnte. Sie besucht ihn, fragt nach, lässt sich nicht abwimmeln.
Gespräche zwischen Bruder und Schwester: Sie lachen, streiten und diskutieren über das Leben, über Werte, Grundbedürfnisse und den großen Begriff Freiheit. Die Autorin begegnet ihrem Bruder im Gefängnis und in der Entzugsklinik. Sie stellt ihm Fragen, möchte mehr über ihn und seine Lebenssituation erfahren, bittet um Witze und hört seine Gedichte. Aufgewachsen in Litauen, kamen sie um die Jahrtausendwende nach Deutschland. Jurate Braginaites Bruder verbrachte viele Jahre seines Lebens im Gefängnis. Bereits als 14-Jähriger wurde er, noch in Litauen, zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Und bald weitet sich die Lebensgeschichte des Bruders zu Gedanken über einen untergegangenen Staat und einen neuen Anfang: „Wir sind die Wiederholung in einer fremden Sprache.“ Die Autorin gestaltet die Hördokumentation in drei Akten, gleich einem Kammerspiel. Am Ende des Stückes lässt sie alle Familienangehörige auf poetische Weise zu Wort kommen: traurig, humor-, hoffnungs- und sehnsuchtsvolle Sätze, die von Zerrissenheit, Ankommen, Zusammenhalt, Entwurzelung und Familie berichten.