Verbindung von kontrollierter Gesangstechnik und leidenschaftlichem Ausdruck
Der Tenor Josef Traxel (1916 - 1975)
Von Bernd Heyder
In den 30er-Jahren war er zum Kapellmeister ausgebildet worden, doch dann fand sich der junge Frontsoldat Josef Traxel 1942 während eines Genesungsurlaubs plötzlich auf der Opernbühne seiner Heimatstadt Mainz wieder - als Don Ottavio in Mozarts 'Don Giovanni'. Das hatte er sicher nicht nur seinem strahlenden Tenor, sondern vor allem seiner musikalischen Souveränität zu verdanken, die sich nicht zuletzt aus der Gabe des absoluten Gehörs speiste. Der Opernbühne blieb Traxel treu; von 1952 bis zu seinem Tod 1975, knapp zwei Wochen nach seinem 59. Geburtstag, war er festes Ensemblemitglied am Staatstheater Stuttgart. Darüber hinaus erwies sich der edle Ton seiner kraftvollen Stimme aber auch als ideal für das Oratorien-Fach. Ungezählte Gastauftritte führten den Sänger ebenso in die New Yorker Carnegie Hall wie nach Bayreuth und an die Mailänder Scala. Die Popularität anderer Gesangsgrößen seiner Zeit hat der bei Kollegen und Publikum beliebte Traxel aber erstaunlicherweise nie erreicht. Eine Reihe von Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen insbesondere aus den 50er- und 60er-Jahren dokumentiert seine bemerkenswerte Repertoirebreite in Werken von Bach und Händel bis Schönberg, Strawinsky und Henze, nicht zuletzt aber seine interpretatorischen Qualitäten auch im Kunstlied und in der leichten Muse.