Anke Stelling liest aus ihrem neuen Roman ,Schäfchen im Trockenen' (2/2)
Im Zentrum von Anke Stellings neuem Roman ,Schäfchen im Trockenen’ steht eine besorgte und beredte Mutter: Resi hätte wissen können, dass ein Untermietverhältnis unter Freunden nicht die sicherste Wohnform darstellt, denn: Was ist Freundschaft? Die hört bekanntlich beim Geld auf. Resi hätte wissen können, dass spätestens mit der Familiengründung der erbfähige Teil der Freundesclique abbiegt Richtung Eigenheim und Abschottung und sie als Aufsteigerkind zusehen muss, wie sie da mithält. Aber Resi wusste es nicht. Noch in den 80er-Jahren hieß es, alle Menschen wären gleich und würden durch Tüchtigkeit und Einsicht demnächst auch gerecht zusammenleben. Das Scheitern der Eltern in dieser Hinsicht musste verschleiert werden, darüber ist Resi reichlich wütend. Und entschlossen, ihre Kinder darüber aufzuklären. Sie erzählt von sich, von früher, von der Verheißung eines alternativen Lebens und der Ankunft im elterlichen Alltag. Und davon, wie es ist, Erzählerin zu sein, gegen innere Scham zur Heldin der eigenen Geschichte zu werden. Anke Stelling, 1971 in Ulm geboren, absolvierte ein Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Nach mehreren Romanen und Erzählungen stand die Autorin 2015 mit ihrem Roman ,Bodentiefe Fenster’ auf der Longlist des Deutschen Buch preises und wurde mit dem Melusine-Huss-Preis ausgezeichnet. 2017 erschien ihr Roman ,Fürsorge’ . Für ihren neuesten Roman ‚Schäfchen im Trockenen‘ erhielt sie den Leipziger Buchpreis 2019 in der Kategorie Belletristik. Anke Stelling liest selbst einen zwei ten und letzten Teil aus ihrem Roman ,Schäfchen im Trockenen’ vor.