Argentinische Messe für die ganze Welt
Ariel Ramirez‘ "Misa Criolla" wird 50 Jahre alt
Von Viktoria Eglau
„Ich nahm mir vor, ein religiöses Werk zu komponieren, das die Hoffnung der Menschheit auf eine bessere Welt ausdrücken sollte“ - nicht weniger als das beabsichtigte Ariel Ramirez mit seiner 1964 in Buenos Aires erstmals aufgenommenen „Misa Criolla“. Anfang der 50er-Jahre war der argentinische Pianist und Komponist durch das Nachkriegseuropa gereist und von der Begegnung mit zwei deutschen Nonnen, die während der Nazizeit KZ-Häftlinge heimlich mit Essen versorgt hatten, besonders beeindruckt. Die „Misa Criolla“ sollte ein Dank an all jene Menschen sein, die den jungen Musiker während seiner europäischen Wanderjahre unterstützt hatten. In der „Kreolischen Messe“ wurden die liturgischen Elemente in spanischer Sprache gesungen - nicht mehr auf Latein. Das Kyrie, Gloria, Credo, Sanktus und Agnus Dei bekamen jeweils einen anderen Rhythmus südamerikanischer Folkloremusik. Die erste Einspielung, an der u.a. Ariel Ramirez selbst und der Charango-Musiker Jaime Torres teilnahmen, wurde ein riesiger Verkaufserfolg. 1967 erlebte die „Misa Criolla“ ihre Europapremiere in der Stuttgarter Liederhalle, gefolgt von einer Tournee durch Deutschland, Frankreich und Holland. Damals trat das geistliche Werk, das in bewegender Weise Freude, Trauer und religiöse Anbetung ausdrückt, seinen internationalen Siegeszug an. Aufgenommen haben die „Misa Criolla“ so berühmte Sänger wie Mercedes Sosa und José Carreras. Bis heute singen Chöre und Solisten in der ganzen Welt die Messe. Neben der Geschichte des Werkes wirft Viktoria Eglau auch einen Blick auf dessen Einfluss auf die Entwicklung der geistlichen Musik Südamerikas.