„Brasiliens Kosmopolit“
Ein Porträt des Gitarristen und Posaunisten Emiliano Sampaio
Von Stefan Franzen
Verwurzelt zwischen Europa und Südamerika, zwischen Jazz und brasilianischer Tradition, zwischen Trio und Big Band: Emiliano Sampaios Musik ist geografisch und stilistisch voller weltumspannender Bezüge. Auf seinem neuen Werk widmet er sich mit seiner Stammformation Meretrio dem ersten urbanen Genre Brasiliens, dem Choro. Festlegungen sind nicht die Sache des zwischen São Paulo und Graz pendelnden Gitarristen, Posaunisten, Komponisten, Arrangeurs und Bandleaders Emiliano Sampaio: Seine Formationen reichen vom Trio über das Nonett bis zur Big Band, seine Musik greift die Farben Brasiliens von Frevo bis Samba auf - geht aber auch mal die überraschende Verbindung mit Slam-Poetry ein. Erstmals hat Sampaio sich nun mit seinem Meretrio (Luis André, Schlagzeug, und Gustavo Boni, Bass) ganz einem Musikstil seiner ersten Heimat verschrieben: In reizvoll reduzierter Trio-Konstellation greift „Choros“ Klassiker und unbekanntere Stücke aus dem nun schon 140 Jahre währenden, zeitlosen Genre Brasiliens auf und gewinnt den Melodien von Pixinguinha oder Jacob do Bandolim mit ungewohnten Harmonien, komplexen Arrangements und Jazzimprovisation neue Facetten ab.