Geistesgegenwart und Fantasie
Überlebensstrategien des Künstlers Charlie Chaplin
Von Renate Jurzik
Wenn ihn der Blick des Gegners trifft, zieht er den Hut. Wenn es gefährlich wird, rennt er davon. Dafür, dass sich der 'kleine Mann' mit nichts als seinem Witz, seinem Mut und seiner Schläue gegen die 'Mächtigen' wehrt - Polizisten und andere Ordnungshüter - , erfüllt er die Sehnsucht nach Umkehr der gesellschaftlichen Ordnung, von der alle Komik lebt. Charlie Chaplin: Der Tramp, den er kreierte, scheint eine Figur aus dem vorvorigen Jahrhundert, die einem Roman von Dickens entsprungen sein könnte. Mit seinem kindlichen Sadismus, seinem Protest, der von Wünschen beflügelt ist, verkörpert er das Gegenteil von Buster Keaton, dessen Verlorenheit charakteristischer schien für die moderne Zivilisation und ihre Zumutungen. Chaplin ist ein Trickster im Bunde mit magischen Kräften - von einer märchenhaft anmutenden Unbesiegbarkeit.
Renate Jurzik denkt über die Faszination von Geistesgegenwart und Imaginationskraft nach: Wie kann man sie besser begreifen, als sich Szenen seiner Filme ins Gedächtnis zu rufen?