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Programm: Vor- und RückschauSonntag, 14.06.2015

  • 00:05 Uhr

    "zerbrochen sind die harmonischen krüge"
    Eine Lange Ernst-Jandl-Nacht
    Von Heide und Rainer Schwochow
    Regie: die Autoren
    (Wdh. v. 04./05.08.2007)

    "Verbalkasper"! "Kulturrowdy"! So beschimpften Kritiker den Dichter Jandl in den 50er-Jahren. In den 60er-Jahren sprach Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld von dem "traurigen Fall eines Lyrikers ohne eigene Sprache". Nur zehn Jahre später waren Gedichte von Ernst Jandl Schulstoff im Deutschunterricht. Und die Salzburger Nachrichten schreiben nach seinem Tod im Jahr 2000: "Ernst Jandl war der vermessendste Dichter, den Österreich hervorgebracht hat. Das denkt man, wenn man seine Stimme hört, dröhnend, polternd, durchdringend verschafft sie den Texten Gehör." Das ist das Besondere an ihm: Jandl hat das Experiment in die Sprache hineingelegt. Und er hat diese Sprache wie kaum ein anderer selbst zum Klingen gebracht. Und so wird in dieser 'Langen Nacht' seine Geschichte erzählt: als Experiment! Jandl hat Musik in die Sprache hineingelegt. Und so wird seine Geschichte erzählt: musikalisch! Jandl hat Unlogik in die Sprache gelegt. Und so wird seine Geschichte erzählt: unlogisch! Jandl hat seine persönlichen Verletzungen in die Sprache gelegt: Also wird die Geschichte eines Menschen erzählt, der sich (von Sprache) verletzt fühlt! Wie? Mit Jandls Sprache!

  • 02:05 Uhr
    02:07 Uhr   Konzertmomente

    Jin-Ah Ahn
    Ban-Dal

    Rebecca Saunders
    Fury
    Matthias Bauer, Kontrabass

    03:05 Uhr   Schlüsselwerke

    Robert Schumann
    Konzert für Klavier und Orchester a-Moll, op. 54
    Francesco Piemontesi, Klavier
    BBC Symphony Orchestra
    Leitung: Jirí Belohlávek

    05:05 Uhr   Auftakt

    Steve Reich
    Piano Phase for Two Pianos . Version für Cembalo,
    Mahan Esfahani, Cembalo

    Johann Sebastian Bach
    Konzert für Cembalo Streicher und Basso continuo Nr.1 d-Moll, BWV 1052
    Mahan Esfahani, Cembalo
    Concerto Köln
    Konzertmeisterin: Mayumi Hirasaki

  • 06:10 Uhr

    Walford Davies
    'Solemn Melody'. Bearbeitung
    Julian Lloyd Webber, Violoncello
    John Birch, Orgel
    Academy of St. Martin in the Fields
    Leitung: Neville Marriner

    Thomas Tallis
    'Spem in alium'. Motette zu 40 Stimmen in 8 Chören zu je 5 Stimmen, TCM 299
    Huelgas-Ensemble
    Leitung: Paul Van Nevel

    Joseph Haydn
    'Missa brevis'. F-Dur, Hob XXII:1 für 2 Soprane, vierstimmigen gemischten Chor, Orgel und Orchester
    Judith Nelson, Sopran
    Emma Kirkby, Sopran
    Christopher Hogwood, Orgel
    Choir of Christ Church Cathedral
    Academy of Ancient Music
    Leitung: Simon Preston

    Johann Sebastian Bach
    'Ach Gott, vom Himmel sieh darein'. Choralbearbeitung für Orgel, BWV 741
    Ton Koopman, Orgel

    Felix Mendelssohn Bartholdy
    'Ach Gott, vom Himmel sieh darein'. Choralkantate für Bariton, Chor und Orchester
    Michael Volle, Bass
    Kammerchor Stuttgart
    Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
    Leitung: Frieder Bernius

  • 07:05 Uhr

    Aktuelles aus Kultur und Zeitgeschehen
    Fernöstlicher Literaturblick - Eine Reise durchs Gastland der Frankfurter Buchmesse im kommenden Herbst: Indonesien

    Mediale Überbelichtung: Twitter, Facebook und die Folgen
    Ein Interview mit dem Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen

    Wachstumszwang und Wachstumsdrang: Die Magie des Geldes
    Ein Interview mit dem Wirtschaftswissenschaftler Hans Christoph Binswanger

    07:50 Uhr   Kulturpresseschau

    Auszüge aus den Feuilletons der Woche

    Babylon an der Spree - Berlin und die Geschichte der Homosexualität
    Ein Interview mit dem Regisseur Rosa von Praunheim

    Denk ich an Deutschland: die Schriftstellerin Eva Demski

    Am Mikrofon: Burkhard Müller-Ullrich

  • 08:35 Uhr

    Religiöses Wort
    Bilder vom Glauben? Zeitgenössische Kunst in Kirchen
    Von Sabine Schleiden-Hecking
    Katholische Kirche

  • 08:50 Uhr

    Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

  • 09:05 Uhr

    Vor 25 Jahren: Rumänische Bergarbeiter schlagen die Protestaktionen Oppositioneller in Bukarest blutig nieder

  • 09:30 Uhr

    Querfeldein denken mit Lucius Burckhardt (1/3)
    Von der Urbanismuskritik zur Spaziergangswissenschaft
    Von Martin Schmitz
    (Teil 2 am 21.6.15)

    Wir sind heute so mobil wie nie zuvor. Auto, Zug und Flugzeug bringen uns an jeden Ort der Welt. Das hat nicht nur unsere sichtbare Umgebung in Form von Straßen, Bahnstrecken, Flughäfen und Ansiedlungen verändert, sondern auch unseren Blick auf die Welt. Der Schweizer Soziologe und Planungstheoretiker Lucius Burckhardt (1925 - 2003) hat diesen Zusammenhang schon in den 1980er-Jahren erkannt. Seine Forschungen beschäftigten sich mit den Auswirkungen unserer Wahrnehmung und Mobilität auf das Planen und Bauen. Er taufte sein neues Fach Spaziergangswissenschaft, Promenadologie oder englisch „Strollology“. Dieses Nebenfach, wie er es selbst bescheiden nannte, gibt heute entscheidende Impulse für unseren Umgang mit Städten und Landschaften, für zukünftige Architektur und Planung. Mit Spaziergängen, immer schön programmatisch, gehen Promenadologen ihren Fragen nach.

    Lucius Burckhardt war Dozent im Fachbereich Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung der Universität Kassel, wo er 1973 - 1997 lehrte. Er kombinierte Spaziergänge im Kasseler Umland mit der Lektüre über die erste Expedition Captain Cooks nach Tahiti. Kümmerliche Verkehrsinselpflänzchen wurden mit kleinen Steckschildern und lateinischen Bestimmungsnamen versehen wie „Poa annua L., das Einjährige Rispengras“. Im Seminar „Wahrnehmung & Verkehr“ zogen Burckhardt und seine Studenten zu Fuß durch die Straßen von Kassel - jeder eine Windschutzscheibe vor sich her tragend. Denn Spaziergangswissenschaftler interessieren weniger die schönen Aussichten als vielmehr Sichtweisen und das Beziehungsgeflecht, das Müßiggänger mit ihrer Umwelt verbindet.

    Der Verleger Martin Schmitz, geboren 1956, schloss sein Studium bei Burckhardt mit einer Diplomarbeit über das ambulante Essen in der Stadt ab, 1983 erschienen im Zürcher Unionsverlag unter dem Titel "Currywurst mit Fritten - über die Kultur der Imbissbude" (mit Birgit Knop). 2014 veranstaltete Martin Schmitz in Kassel eine Lucius Burckhardt Convention.

  • 10:05 Uhr

    Übertragung aus der evang.-method. Kirche in Tübingen
    Predigt: Pastorin Dorothea Lorenz
    Evangelische Kirche

  • 11:05 Uhr

    Christian Lindner, Bundesvorsitzender der FDP

  • 11:30 Uhr

    Reisenotizen aus Deutschland und der Welt

    Der König der Alpen
    Erlebnisse und Gefahren bei der Besteigung des Mont Blanc

    Das Barbarossaland
    Begegnungen mit Natur und Geschichte im Kyffhäuserkreis

    Der Traum vom Wilden Westen
    Frei ziehende Bisons im US-Bundesstaat Montana

    Das Erbe der Stahlindustrie
    Aufbruch im Bergarbeiterrevier im Süden Luxemburgs

    Die Käsereitradition in Friesland
    Eine kulinarische Route zwischen Nord- und Ostsee

    Am Mikrofon: Sören Brinkmann

  • 13:30 Uhr

    Musik und Fragen zur Person
    Der Architekt Ole Scheeren im Gespräch mit Tanja Runow

    Der gebürtige Karlsruher Ole Scheeren gilt als Shooting Star der internationalen Architekturszene und als Dauerreisender zwischen den Welten. Wegen seiner visionären Hochhausentwürfe wurde er im Feuilleton als 'Herr der Türme' bekannt. Der berühmteste davon ist der CCTV-Tower, die Zentrale des Chinesischen Staatsfernsehens in Peking. Bereits mit Anfang dreißig wurde Ole Scheeren Partner von Rem Koolhaas im niederländischen Architekturbüro Office for Metropolitan Architecture, seit März 2010 führt er sein eigenes Büro mit Niederlassungen in Hongkong und Peking, wo er auch heute lebt.

  • 15:05 Uhr

    Reise durch Arcadien - Der deutsche Elektronik-Pionier Roedelius
    Von Andreas Dewald

    Hans Joachim Roedelius hat seit den späten 60er-Jahren mehr als 130 Alben aufgenommen und unzählige Konzerte in aller Welt absolviert. Er spielte mit der avantgardistischen Kraut-Rock-Formation Kluster und mit dem wegweisenden Duo Cluster, außerdem mit Harmonia, dann mit Brian Eno und vielen anderen Künstlern. All das hat die Entwicklung der elektronischen Musik nachhaltig beeinflusst. Roedelius spielte als Knirps in UFA-Filmen mit, saß in der DDR im Knast, arbeitete im Bergbau, war Krankenpfleger, Physiotherapeut, Masseur, gründete 1967 den legendären Club Zodiak Free Arts Lab in Berlin und lebte in den 70er-Jahren in einer Land- und Musikkommune im idyllischen Weserbergland. Dort entstanden eigenwillige, bahnbrechende Aufnahmen, die spätere Strömungen wie Ambient Music, Industrial Music, Minimal Music, selbst Techno vorwegnahmen und auch in der elektronischen Popmusik der Gegenwart ihren Nachhall finden. Der Schaffensdrang und die Produktivität des heute 80-jährigen Roedelius, der in Österreich in der Nähe von Wien lebt, sind ungebrochen. Seine ideenreichen aktuellen Veröffentlichungen und seine Kollaborationen mit jungen Musikern zeugen davon.

  • 16:10 Uhr

    Aus dem literarischen Leben
    Das Buch der Woche
    Wolf Schneider: Hottentottenstottertrottel
    (Rowohlt)
    Ein Beitrag von Maike Albath
    Am Mikrofon: Hajo Steinert

  • 16:30 Uhr

    Wissenschaft im Brennpunkt
    Ziemlich fiese Freunde
    Mit Viren gegen Krebs
    Von Joachim Budde

    Viren machen krank. Die dringen in eine Zelle ein und programmieren sie um, bis die Zelle produziert, was das Virus will. Nun versuchen Wissenschaftler die fragwürdigen Talente dieses Killers gewinnbringend einzusetzen - gegen Krebs.
    Lange schon kursierten Geschichten von spontan heilenden Tumoren, die mit einer Virusinfektion in Zusammenhang standen. Ein Fallbericht etwa stammt aus Afrika: Ein Junge litt an einem Burkitt-Lymphom, einem aggressiv wachsenden Tumor im Augenbereich. Der Junge bekam keine Therapie, trotzdem wurde der Tumor kleiner - zeitgleich mit einer Masern-Infektion. In den Fünfzigern - weder Chemo- noch Strahlentherapie waren entdeckt - begannen Ärzte, mit den fiesen Viren zu experimentieren, zunächst halbherzig und ohne nennenswerten Erfolg. Als dann mit der Gentechnik aber neue Werkzeuge zur Verfügung standen, nahm die Forschung Fahrt auf. Wissenschaftler zogen Polio-Erregern den Giftzahn, richteten Herpesviren ab und verabreichten sie unheilbar kranken Patienten. Für erste Wirkstoffe sind die klinischen Studien abgeschlossen, und es sieht gut aus: mancher Patient könnte geheilt werden.

  • 17:05 Uhr

    Debatten und Dokumente
    Globaler Journalismus am Beispiel des "Guardian" - Wolfgang Blau, Direktor Digitale Strategie beim "Guardian", im Gespräch mit Karin Fischer

  • 17:30 Uhr

    Berichte, Meinungen, Rezensionen
    Verrückte Liebe - Wen-Pin Chien und Immo Karaman deuten "Der feurige Engel" von Sergej Prokofjew an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf

    "Dosenfleisch" und "Szenen der Freiheit" - Zwei Uraufführungen zum Auftakt der Berliner Autorentheatertage am Deutschen Theater

    "Fire and Forget - On Violence" - Eine Ausstellung in den Berliner Kunstwerken untersucht die geläufigen Vorstellungen von Krieg und Gewalt

    Fernöstlicher Literaturblick - Eine Reise durchs Gastland der Frankfurter Buchmesse im kommenden Herbst: Indonesien

    Schulden, Schuld, Verantwortung- Die Konferenz der Kulturstiftung des Bundes in Köln "Ihr aber glaubet" hinterfragt den Zusammenhang von Religion und Wachstumsdenken

    Am Mikrofon: Katja Lückert

  • 18:40 Uhr

    Mehr Fisch im Meer - Aber kein Segen für die Fischer

  • 20:05 Uhr

    Bildschirmathleten
    Vom Sport mit Maus und Tastatur
    Von Raphael Smarzoch
    Regie: Robert Steudtner
    Produktion: DLF 2015

    Der E-Sport wird am Computer ausgetragen. Wie bei herkömmlichen Sportarten treten Spieler auch in der virtuellen Welt in Teams gegeneinander an. In Wettkämpfen wird vor Tausenden von Fans für hohe Geldsummen gespielt. In asiatischen Ländern wie Südkorea gehört der E-Sport mittlerweile zum Alltag. Auch im Westen verlässt er zunehmend sein Nischendasein. Viele Profispieler können ihren Lebensunterhalt mit dem Spielen von Computerspielen bestreiten. Sie trainieren in Vereinsheimen, werden von Sponsoren unterstützt und von Managern begleitet. Die Infrastruktur des E-Sports ähnelt der des analogen Sports. Und entgegen weitläufiger Meinung sind Körperbeherrschung und Fitness auch in digitalen Sportarten von essenzieller Bedeutung. Der E-Sport stellt traditionelle Vorstellungen von Sport, Arbeit und Freizeit auf den Kopf und etabliert neue pädagogische, philosophische und wirtschaftliche Ansätze im Umgang mit Computerspielen. Ist er der Sport der Zukunft?

  • 21:05 Uhr

    Richard Wagner
    Ausschnitte aus der Oper 'Tristan und Isolde'
    Tristan - Stephen Gould
    König Marke - John Tomlinson
    Isolde - Nina Stemme
    Kurwenal - Iain Paterson
    Brangäne - Sarah Connolly
    Melot - Neal Cooper
    Seemann - Ed Lyon
    Hirte - Luis Gomes
    Steuermann - Yuriy Yurchuk

    Chor und Orchester des Royal Opera House Covent Garden
    Leitung: Antonio Pappano

    Aufnahme vom 11.12.14 aus dem Royal Opera House Covent Garden London