Umdrehen und Weggehen - ist es Zeit für eine „Ethik der Abwendung"?
Der österreichische Philosoph Peter Strasser im Gespräch mit Pascal Fischer
Wir leben in Filterblasen. Gesellschaften driften auseinander. Gräben zwischen Jung und Alt, alteingesessen und zugewandert, qualifiziert und arbeitslos, Stadt und Land tun sich auf. Appelle zu Harmonie, Verstehen, Aufeinanderzugehen sind allüberall. Und sie übersehen ein entscheidendes Detail. Zu viel Nähe ist ebenso toxisch wie zu viel Distanz. „Auf der Suche nach dem Wir” müssen wir auch das Ich, die Einsamkeit, die Erholung suchen! Peter Strasser plädiert für eine Ethik der Abwendung: Nicht immer alles ausdiskutieren, gerade in unserer Zeit mag der Zwang zu Gemeinschaft umschlagen in Revolte, zwanghaftes Aufbegehren, Querdenkerei. Oder ist das nur ein individuelles Wegducken vor dem Zwang zum Diskurs, der sich notwendigerweise ergeben muss, wenn widerstreitende Überzeugungen aufeinandertreffen? Eine antidemokratische Gesinnung?