Madarejúwas Entscheidung
Vom Überleben im Brasilianischen Regenwald
Von Thomas Fischermann
Regie: Matthias Kapohl
Produktion: Deutschlandfunk 2019
Madarejúwa Tenharim, ein junger Indianerkrieger aus dem brasilianischen Amazonasgebiet, steht vor der Entscheidung seines Lebens. Soll er weiter der jahrtausendealten Tradition seines Volkes folgen, also nomadisch im Wald nach Tieren jagen, Nüsse und Früchte sammeln? Oder ist es besser, in die Stadt zu ziehen, eine Schulausbildung abzuschließen, einen Job zu ergreifen und in die Welt der Weißen einzutreten?
Das Volk der Tenharim zählt ungefähr 900 Menschen, sie leben im südwestlichen Amazonaswald. Ihr Reservat hat etwa die Größe von Schleswig-Holstein. Es ist ein riesiges Stück tropischer Regenwald, der von Flüssen durchzogen und hier und da von Sumpflandschaften unterbrochen ist. Die Tenharim bewahren sich bis heute eine ursprüngliche Lebensweise, ein großer Teil von ihnen zieht mehrere Monate pro Jahr nomadisch durch das Stammesgebiet. Sie jagen Tiere, sammeln Nüsse und Früchte. Doch die Idylle täuscht. Längst wird das Reservat von Holzfällern und Goldsuchern eingekreist. Landspekulanten und Agrarunternehmer wollen den Wald durch Weiden und Ackerland ersetzen. Gewaltsame Zusammenstöße nehmen zu. Nach aller Erfahrung wird dort, wo die Tenharim leben, in 20 Jahren kein Baum mehr stehen.
Madarejúwa Tenharim, 23 Jahre alt, ist ein junger Krieger seines Volkes, und er steht vor der Entscheidung seines Lebens. Soll er versuchen, sein Land zu verteidigen? Oder soll er aufgeben, in die Stadt ziehen, eine Schulbildung abschließen und einen Job suchen? Beides ist schwierig. Den illegalen Holzfällern wäre mit Pfeil und Bogen kaum beizukommen, und Proteste oder Anzeigen bei den Behörden haben bisher wenig gebracht. In der Stadt sind Indigene wie er auch nicht willkommen. Sie gelten als Wilde mit Pfeil und Bogen, als Mörder und sogar als Menschenfresser, denen nicht zu trauen ist. In diesem Feature erzählt Madarejúwa seine eigene Geschichte, und er erklärt, wie er sich entscheiden wird.
Thomas Fischermann hat das Volk der Tenharim über vier Jahre hinweg besucht. Er nahm an ihrem Leben teil, begleitete den Krieger Madarejúwa zu Expeditionen in die Tiefen des Stammesgebiets und wurde als erster Weißer zu den Heiligen Stätten des Volkes geführt.