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Programm: Vor- und RückschauSonntag, 02.08.2015

  • 00:05 Uhr

    In die Wildnis verirrt?
    Eine Lange Nacht über den norwegischen Schriftsteller Knut Hamsun
    Von Florian Ehrich
    Regie: Beate Ziegs

    "Was mich interessiert, ist die unendliche Beweglichkeit meines bisschen Seele", schrieb Knut Hamsun 1890 anlässlich seines ersten Romans 'Hunger'. Die frühen Werke des Norwegers waren radikal modern in ihrer Subjektivität, ihrer psychologischen Durchdringung und der souveränen Handhabung neuer Techniken wie dem inneren Monolog. Hamsuns Helden sind oft extreme Charaktere, die sich im Aufstand gegen bürgerliche Konventionen oder gar die Herrschaft der Vernunft aufreiben. Ein ebenso faszinierendes wie gefährliches Spiel. Hamsun selbst hatte gegen alle Wahrscheinlichkeit seinen Traum realisiert: Der Bauernjunge aus einfachsten Verhältnissen und fast ohne Schulbildung wollte unbedingt Dichter werden. Nach rastlosen Wanderjahren in Norwegen und den USA, in denen die Not stets sein Begleiter war, etablierte er die kleinen Handels- und Fischerorte des Nordlands als Schauplätze der Weltliteratur. 1920 bekam er für sein hintergründiges Bauernepos 'Segen der Erde' den Nobelpreis. Politisch war dieser Pionier der literarischen Moderne reaktionär. Sein Abdriften in den Faschismus schockierte viele Bewunderer wie Kurt Tucholsky oder Thomas Mann. Als die deutsche Wehrmacht im April 1940 das neutrale Norwegen besetzte, rief Hamsun seine Landsleute auf, keinen Widerstand zu leisten. Bei Kriegsende verfasste er einen grotesk anmutenden Nachruf auf Hitler und wurde wegen Landesverrats angeklagt. Bis heute reißen die Debatten um sein politisches Versagen und sein problematisches Werk nicht ab. Seine Bücher, in denen stets der Ironiker Hamsun mit dem Ideologen Hamsun um die Vorherrschaft ringt, verlangen hellwache Leserinnen und Leser.

  • 02:05 Uhr
    02:07 Uhr   Konzertmomente

    Entlang der Weichsel - Barockmusik aus Polen

    Iubilate Deo
    An der Kathedrale zu Krakau
    Geistliche Musik von Bartłomiej Pêkiel und Francisziek Lilius

    Ensemble Weser Renaissance
    Leitung: Manfred Cordes

    Mitschnitt vom 27.10.11 aus der Kirche St. Ansgarii im Rahmen vom Musikfest Bremen

    03:05 Uhr   Schlüsselwerke

    Franz Schubert: Sonate für Klavier B-Dur op. post. D 960

    Alfred Brendel, Klavier

  • 06:05 Uhr

    Marcus Pindur, Deutschlandradio:
    Im Zwiespalt - Die USA und das türkische Vorgehen in Syrien

  • 06:10 Uhr

    Nicola Porpora
    'In caelo stelle clare'. Motette für Singstimme und Streicher
    Julia Lezhneva, Sopran
    Il Giardino Armonico
    Leitung: Giovanni Antonini

    Jean Langlais
    'Trois Paraphrases Grégoriennes' für Orgel
    Naji Hakim, Orgel

    Johann Sebastian Bach
    'Herr, gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht'. Kantate am neunten Sonntag nach Trinitatis für Soli, Chor und Orchester, BWV 105
    Katharine Fuge, Sopran
    Daniel Taylor, Countertenor
    James Gilchrist, Tenor
    Peter Harvey, Bass
    Monteverdi Choir
    English Baroque Soloists
    Leitung: John Eliot Gardiner

  • 07:05 Uhr

    Aktuelles aus Kultur und Zeitgeschehen
    Wie man das kollektive Erinnern mit dem Bau von Parkgaragen verhindert -
    Mauritius und sein kulturelles Erbe

    Der nukleare Sündenfall - Am 6.8.1945 wurde Hiroshima bombardiert
    Ein Interview mit dem Friedensforscher Götz Neuneck

    Sommerreihe "Der Mensch in der Zeit": Zeit und Musik
    Ein Interview mit dem Komponisten Michael Denhoff

    07:50 Uhr   Kulturpresseschau

    Auszüge aus den Feuilletons der Woche

    Wissen ist Macht - Staatsgeheimnis und Öffentlichkeit
    Ein Interview mit dem Historiker Peter Hoeres

    Denk ich an Deutschland: der Dirigent Ingo Metzmacher

    Am Mikrofon: Maja Ellmenreich

  • 08:35 Uhr

    Religiöses Wort
    Endlich Ruhe! - Ausflug in das Land der Stille
    Von Georg Magirius
    Evangelische Kirche

  • 08:50 Uhr

    Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

  • 09:05 Uhr

    Vor 25 Jahren: Mit dem Einmarsch irakischer Truppen in Kuwait beginnt der Zweite Golfkrieg

  • 09:30 Uhr

    flucht ff - Gespräche (1/5)
    Charlotte Wiedemann im Gespräch mit Frank Kaspar
    (Teil 2 am 9.8.15)

    Auf der Flucht - politisch verfolgt, vertrieben, dem Bürgerkrieg entflohen oder einfach auf der Suche nach einem besseren Leben: Die Zahl der Flüchtlinge ist nach Angaben der Vereinten Nationen weltweit erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg auf über 50 Millionen gestiegen. Täglich gibt es dramatische Nachrichten über Flüchtlingskatastrophen. Nach Angaben der Bundesregierung vom Februar 2015 leben rund 630.000 Flüchtlinge in Deutschland. Neu ist dieser Zustand nicht. Doch weil die Zahl der Flüchtlinge weiter steigt, fühlen sich Kreise und Kommunen überfordert mit der Bereitstellung von Unterkünften. Die Sendereihe 'flucht ff' führt Gespräche mit Autorinnen, Journalisten und Wissenschaftlern über die Beweggründe der Flüchtlinge und über die gesellschaftliche Verantwortung der deutschen Bevölkerung. Charlotte Wiedemann, geboren 1954, ist Autorin von Auslandsreportagen und Büchern u.a. über 'Islamische Lebenswelten'. Ihre Recherchereisen führten sie nach Pakistan, Iran, Ägypten, Jemen, Libyen, Saudi-Arabien, Libanon, Türkei, Syrien, Oman, Tunesien, Marokko und ins subsaharische Afrika. Zuletzt erschien ihr Buch 'Mali oder das Ringen um Würde. Meine Reisen in einem verwundeten Land' (München 2014). Charlotte Wiedemann reist seit Jahren nach Mali. Von den 16 Millionen Einwohnern Malis lebt etwa ein Viertel im Ausland. Mit Frank Kaspar spricht Charlotte Wiedemann über afrikanische Träume und Traumata der Migration.

  • 10:05 Uhr

    Übertragung aus der Filialkirche Mariä Heimsuchung in Untersteinach
    Predigt: Pfarrer Wolfgang Eßel
    Katholische Kirche

  • 11:05 Uhr

    Aydan Özoguz, SPD, Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin als Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration

  • 11:30 Uhr

    Reisenotizen aus Deutschland und der Welt

    Zum Heulen schön und grandios
    Zwei Wochen Wandern auf dem GR 20 durch Korsika

    Vom Alexanderplatz nach Charlottenburg
    Sankt Petersburger Spuren in Berlin

    Das Postboot des Postboten
    Briefzustellung in den Schärengärten Östergödlands (Schweden)

    Verrückt nach besonderen Bauwerken
    Die Markthal in der Architekturstadt Rotterdam

    Am Mikrofon: Andreas Stopp

  • 13:30 Uhr

    Musik und Fragen zur Person
    Der Wildbiologe Ulrich Wotschikowsky im Gespräch mit Michael Langer

    Der Jäger und studierte Förster Ulrich Wotschikowsky sagt: "Mein Leben wäre armselig ohne Wildtiere." Wotschikowsky, Jahrgang 1940, arbeitete u. a. im Nationalpark Bayerischer Wald, wo er als stellvertretender Leiter für Öffentlichkeitsarbeit und Wildtiermanagement zuständig war. Den Staatsdienst verließ er aber schon Ende der 70er-Jahre, um sich als Wildbiologe zu qualifizieren. Sein wissenschaftliches Interesse galt und gilt nicht nur der Rehwildforschung, sondern vor allem den von vielen Menschen gefürchteten Rückkehrern in unseren Wäldern: den Luchsen und Wölfen. In Kanada betrieb Wotschikowsky an der Seite von Bob Hayes, dessen Buch 'Wolves of the Yukon' er ins Deutsche übersetzte, seine Feldforschung, die ihn schließlich zum gefragten Wolfsexperten hierzulande machte.

  • 15:05 Uhr

    Soundtrack zur Selbstermächtigung - das amerikanische Trio Sleater Kinney
    Von Michael Frank

    1994 wurde das Trio Sleater-Kinney in der kleinen Universitätsstadt Olympia in Washington im Nordwesten der USA gegründet. Zwei der ursprünglichen Mitglieder sind auch heute noch dabei: die beiden Gitarristinnen und Sängerinnen Corin Tucker und Carrie Brownstein. Janet Weiss ist seit 1996 die kongeniale Schlagzeugerin der Band. 2006 hatte sich die Band nach sieben Alben auf unbestimmte Zeit getrennt - 2014 wurde eine überraschende Wiedervereinigung angekündigt, das neue Album 'No Cities To Love' erschien Anfang dieses Jahres und klingt wieder erfreulich kratzbürstig. Die kunstvoll verschachtelten, mitunter dissonanten Gitarrenarrangements werden auch auf der Bühne immer noch voller Wucht gespielt, und die Texte transportieren nach wie vor intelligente Aussagen über individuelle Befindlichkeiten und gesellschaftliche Zustände. Michael Frank traf Gitarristin Corin Tucker im März während der Europatournee von Sleater-Kinney. Sie spricht in diesem Porträt über die verschiedenen Arbeitsmethoden, die das Trio nutzt, um neue Songs zu kreieren, über die Inspiration durch Riot-Grrrl-Bands wie Bikini Kill sowie über ökonomische und logistische Aspekte ihres Lebens als Rockmusikerin und Mutter zweier Kinder.

  • 16:10 Uhr

    Aus dem literarischen Leben
    Das Buch der Woche
    Neil Gaiman: American Gods
    (Eichborn Verlag)
    Ein Beitrag von Hartmut Kasper

    Am Mikrofon: Denis Scheck

  • 16:30 Uhr

    Wissenschaft im Brennpunkt
    Deal unter Forschern
    Wie TTIP mit Fakten hantiert
    Von Peter Kreysler

    Immer wieder hört man von Bundesregierung und EU-Kommission, dass die "europäischen Standards durch das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP nicht angetastet werden", dass sich zukünftig "die Zulassungsverfahren und Bestimmungen von giftigen Grenzwerten bei Lebensmitteln auf die soliden Fundamente der Wissenschaft" gründen sollen. Das klingt doch eigentlich alles sehr vernünftig; warum also die Aufregung von Verbraucher- und Umweltschützern?
    Der Journalist Peter Kreysler hat sich auf  den Weg nach Washington, Brüssel und Berlin gemacht, um herauszufinden, was da hinter verschlossenen Türen verhandelt wird. Was bedeuten die im Freihandelsjargon verwendeten Begriffe wie "science based regulation" oder "Regulatorischer Rat", und welche Folgen hätte es für Europa, wenn diese unter TTIP angewandt würden. Werden sie die europäische Gesetzgebung tatsächlich grundlegend verändern, wie ein Umweltrechtsexperte in Washington befürchtet? Bereits heute kommt es auch bei den Zulassungsverfahren in der EU zu einem ungleichen Kräftemessen um die wissenschaftliche Meinungshoheit. Besonders bei der Risikobewertung von Pestiziden und Agrarrohstoffen geht es um sehr viel Geld, deshalb wird hier mit besonders harten Methoden gekämpft. Noch gilt in Europa das "Vorsorgeprinzip", das dem Gesetzgeber im Zweifelsfall die Möglichkeit des Innehaltens lässt. Aber wie lange noch?

  • 17:05 Uhr

    Debatten und Dokumente
    Deutschland - USA im Vergleich: Gerhard Casper, Präsident der American Academy in Berlin, über Universitäten, Demokratieverständnis und Europa in der Krise

    Am Mikrofon: Stephan Detjen

  • 17:30 Uhr

    Berichte, Meinungen, Rezensionen
    "Komödie der Irrungen" - Henry Mason inszeniert Shakespeare bei den Salzburger Festspielen

    Das Humboldt-Forum und seine Geschichte(n) IV - Ethik und Umgang mit Objekten aus dem Zeitalter des Kolonialismus

    Wie man das kollektive Erinnern mit dem Bau von Parkgaragen verhindert - Mauritius und sein kulturelles Erbe

    "Das Auge der Avantgarde" - Die surrealistische Fotografin Ré Soupault im Zeppelinmuseum Friedrichshafen

    Am Mikrofon: Michael Köhler

  • 18:40 Uhr

    Geschichte Aktuell:
    Vor 25 Jahren: Irakische Truppen besetzen Kuwait. Der Beginn des 2. Golfkrieges

  • 20:05 Uhr

    Skandal!
    Die Sprengkraft öffentlicher Empörung
    Von Käthe Jowanowitsch und Stephanie Rapp
    Regie: Uta Reitz
    Produktion: DLF 2012

    Als im Mai 2011 Dominique Strauss-Kahn, damals Chef des Internationalen Währungsfonds und in Frankreich hochgehandelter Präsidentschaftskandidat, in New York wegen angeblicher Vergewaltigung festgenommen wurde, überschlug sich die Weltpresse. Der Fall hatte alle Ingredienzien eines Skandals: eine nach Sensationen gierende Öffentlichkeit, Tabubruch, den tiefen Fall eines Mächtigen. Skandale zerren Verborgenes ins Scheinwerferlicht, stürzen Unschuldige ins Unglück. Sie erschüttern das Fundament von Kirche und Konzernen, erlauben Rückschlüsse auf die Konventionen einer Gesellschaft. Wie der deutsche Parteispendenskandal oder das Plagiat des Freiherrn von und zu Guttenberg. In der Regel sind es die Medien, die publizistische Brandbomben legen - indem sie Missstände aufdecken, Fehlleistungen enthüllen oder menschliche Schwächen anprangern. Ein Feature darüber, wie Skandale entstehen, wie sie funktionieren, wem sie nützen und wem sie schaden. Und nicht zuletzt: welche Sprengkraft sie entfalten.

  • 21:05 Uhr

    Klavier-Festival Ruhr 2015

    Richard Wagner
    Vorspiel zum 1. Aufzug aus „Tristan und Isolde“

    Alexander Skrjabin
    Konzert für Klavier und Orchester fis-Moll, op. 20

    Vers la flamme, Poème für Klavier, op. 72

    Le Poème de l’Extase für großes Orchester, op. 54

    Joseph Moog, Klavier
    Bochumer Symphoniker
    Leitung: Steven Sloane

    Aufnahme vom 15.6.15 aus dem Konzerthaus Dortmund

    Klänge sehen, Farben hören, Bewegung riechen. Zeitlebens träumte der Visionär und Synästhetiker Alexander Skrjabin von einem Gesamtkunstwerk, das die Sinne berauscht und alle irdischen Grenzen übersteigt. Vor 100 Jahren starb der russische Komponist und Klaviervirtuose 43-jährig an einer Blutvergiftung. Seine Musik berauscht jedoch bis heute. Das zeigten Pianist Joseph Moog und die Bochumer Symphoniker unter GMD Steven Sloane beim diesjährigen Klavier-Festival Ruhr. Joseph Moog beeindruckte in Skrjabins poetischem Klavierkonzert und farbig schillerndem Poème für Klavier 'Vers la Flamme'. Skrjabins mystischer Idee von Entgrenzung durch Ekstase kamen die opulent besetzten Bochumer Symphoniker im 'Poème de l'Extase' am nächsten.