Avantgarde aus Ungarn
Joseph Haydn
Ouvertüre zu „La fedeltà premiata“
Symphonie Nr. 97 C-Dur
Béla Bartók
„Herzog Blaubarts Burg“, Oper in einem Akt
Dorottya Láng, Sopran
Johannes Martin Kränzle, Bariton
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Adam Fischer
Aufzeichnung vom 30.10.2022, aus der Philharmonie Berlin
Am Mikrofon: Uwe Friedrich
Die Uraufführung von Béla Bartóks einziger Oper war ein Riesenerfolg. Mit dem symbolistischen Seelendrama setzte der zuvor sehr kritisch beurteilte Komponist sich 1911 im Budapester Opernhaus als wichtigster musikalischer Vertreter seines Landes durch. Die Schilderung der inneren Abhängigkeit Judiths vom einsamen Frauenmörder Blaubart traf den Nerv der Zeit, in der überspannte Beziehungen mit tragischem Ausgang in ganz Europa beliebt waren. Béla Bartók schöpft den gesamten Klangfarbenreichtum des spätromantischen Sinfonieorchesters aus, der nicht unbedingt auch noch die szenische Umsetzung braucht. Für sein Debüt beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin hat sich der Dirigent Adam Fischer für eine konzertante Aufführung dieses Meisterwerks entschieden, das er mit einer Opernouvertüre des einfallsreichsten Komponisten der Wiener Klassik kombiniert, der in diesem Fall ebenfalls für ein ungarisches Opernhaus komponierte. Denn Joseph Haydn stand damals im Dienst des Fürsten Esterházy, der im Park seines prunkvollen Schlosses in Fertöd ein kleines Opernhaus mit eigenem Ensemble betrieb. Dort entwickelte Haydn in totaler Abgeschiedenheit auch die Form der klassischen Sinfonie, die in den kommenden Jahrhunderten stilbildend sein würde.