Wissenschaft im Brennpunkt
SESAME öffnet sich
Ein Friedensvorstoß für den Nahen Osten
Von Frank Grotelüschen
Politisch ist der Nahe Osten heillos zerstritten: Iran streitet mit Golfstaaten wie Bahrein und Saudi-Arabien, die Palästinenserfrage ist ungeklärt, Israel liegt mit seinen Nachbarn im Dauerclinch. Doch nun wagen einige Physiker einen idealistisch anmutenden Vorstoß: Eine neue, in Jordanien errichtete Forschungsanlage soll allen Wissenschaftlern der Region offenstehen und sie zur Kooperation ermutigen. SESAME ist ein Beschleuniger, der starkes Röntgenlicht erzeugt, mit dem sich unterschiedlichste Materialien unter die Lupe nehmen lassen, darunter Nanowerkstoffe, Biomoleküle und archäologische Fundstücke. Zwar hat es viele Jahre gedauert, SESAME unter der Schirmherrschaft der UNESCO auf den Weg zu bringen. Doch nun ist die Anlage fertig, im Mai wird sie eingeweiht. Zu den Mitgliedern zählen Bahrein, Ägypten, Iran, Israel, Pakistan und die palästinensische Autonomiebehörde - Partner, von denen sich manche spinnefeind sind. Wie soll der Betrieb im Alltag funktionieren, wie kann die Zusammenarbeit von Forschern verfeindeter Länder aussehen? Und wie realistisch ist es, dass Physiker dadurch, wie erhofft, einen Friedensimpuls für die Region setzen?