Immer mehr ältere Häftlinge
Das Gefängnis als Altenheim
Gesprächspartner:
· Prof. Klaus Laubenthal, Vorstand des Instituts für Strafrecht und Kriminologie, Universität Würzburg, Richter am Oberlandesgericht Bamberg
· Oliver Burlage, Leiter der Justizvollzugsanstalt Detmold
· Häftling im offenen Vollzug, Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne
Am Mikrofon: Judith Grümmer
Hörertel.: 00800 - 4464 4464
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Gemeinhin gelten sie als Opfer: alte schutzbedürftige Menschen, die sich gegen Gaunereien und Raubüberfälle nicht wehren können. Als Straftäter dagegen wurden Menschen im Seniorenalter lange als "vergessene Minderheit" übersehen. Als alternde Häftlinge im lebenslangen Strafvollzug ebenso wie als kriminelle Ersttäter.
Doch seit die Wirtschaftskriminalität stärker in den Blickwinkel des Strafrechts rückt, werden auch alte Straftäter häufiger öffentlich wahrgenommen: In die Jahre gekommene Promis geraten immer wieder auf die Titelseiten der Boulevardpresse, vereint unter der Rubrik: Steuerhinterziehung.
Dass Diebstahl, Korruption und Betrug - als typische Delikte, die von Senioren begangen werden - die Schadenssumme junger Straftäter nachhaltig in den Schatten stellen, ist eine wichtige Erkenntnis der aktuellen Kriminologie. Auch Körperverletzung, verursacht durch einen Verkehrsunfall, oder Brandstiftung, wenn zum Beispiel neben dem Gartenlaub auch noch Nachbars Gartenhäuschen Feuer fängt, gehören ins Strafregister von Alten, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten.
Worin unterscheidet sich die Delinquenz junger und alter Menschen?
Welche Herausforderungen ergeben sich in Anbetracht gestiegener Alterskriminalität für Justiz, Strafvollzug und Gesellschaft? Sind die Gefängnisse in Deutschland darauf eingerichtet, zunehmend ältere Häftlinge altersgerecht unterzubringen und zu versorgen? Wie kann mit pflegebedürftigen Kriminellen, mit Sterbenden im Gefängnis menschenwürdig umgegangen werden?