Fremdes Leben in fernen Ländern
Eine Lange Nacht exotischer Genüsse
Von Antje Allroggen
Regie: Burkhard Reinartz
Sie ist maßlos. Exzessiv, verschwenderisch, opulent, von eigenwilliger Schönheit und unbekannt: die Exotik. Wie ein betörender Schleier, der sich über die Dinge legt. Rein sprachetymologisch betrachtet, bedeutet exotisch nichts anderes als etwas, das sich außen befindet, das aus fernen Ländern stammt: wie etwa Lebewesen, Gegenstände, Gerüche, Erinnerungen, Musik oder Bilder. Schlichtweg alles, was außerhalb „unseres alltäglichen, gegenwärtigen Bewusstseins“ steht. So formulierte es Victor Segalen, französischer Schriftsteller, Ethnologe, Arzt und Sammler der letzten Skizzen von Paul Gauguin. Dessen Traum von Exotik war Tahiti. Ort seiner ersehnten Zuflucht, sein vermeintliches Paradies, das er in satten Farben und Formen auf die Leinwand bannte. Bis heute bewundern wir seine exotischen Bilder, wissen aber auch, dass es diese Welt der frohen Tropen so nie gegeben hat. Musiker wie Claude Debussy oder Georges Bizet waren frühe Bewunderer exotischer Einflüsse. Die ‚Lange Nacht‘ erzählt von exotischen geplatzten Träumen, aber auch von gelungenen kleinen Fluchten in Paradiese, die auch heute noch möglich sind.