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Programm: Vor- und RückschauSonntag, 03.08.2014

  • 00:05 Uhr

    Gemeinschaft - ein verlorenes Paradies?
    Eine Lange Nacht über nachbarschaftliche Wohnformen
    Von Jochen Rack und Dieter Kassel
    Regie: Monika Künzel

    Gemeinschaft, so der Soziologe Zygmunt Bauman, ist immer weniger zu finden in der "liquiden Moderne", die durch einen Mangel an Verbindlichkeit, durch Vielfalt und Beliebigkeit gekennzeichnet ist. Das zeigt sich auch in unseren Siedlungen, in denen "nichts lange genug überdauert, um einem vertraut zu werden und diesen Ort in jene behagliche und schützende Umgebung zu verwandeln, nach der die Gemeinschaft und Heimat entbehrenden Individuen inbrünstig suchen." Die Erfahrung anonymer Nachbarschaften in gesichtslosen Stadtvierteln und Vororten prägt das Leben vieler Menschen. Erzwungene Mobilität durch Jobwechsel und zunehmende Scheidungsraten bestimmen ihren Wohnalltag. In den großen Städten machen mittlerweile Einpersonenhaushalte 50 Prozent der Wohnungen aus. Gleichzeitig steigt durch die demografische Entwicklung die Zahl älterer Menschen, die ihr Lebensende in Alten- und Pflegeheimen verbringen müssen. Besserverdienende schotten sich in Gated Communties ab, steigende Mieten und Immobilienpreise führen zur Zerstörung von gewachsenen Hausgemeinschaften und der sozialen Entmischung ganzer Viertel im Zeichen der Gentrifizierung. "Gemeinschaft -", schreibt Bauman, "das Wort ist für uns zum Synonym für ein verlorenes Paradies geworden." Doch aus dem Unbehagen über die Kultur des isolierten Wohnens wachsen auch Widerstand und eine Sehnsucht nach Gemeinschaft und nachbarschaftlicher Solidarität, die sich in neuen Formen des Zusammenwohnens ausdrückt. Die Wiener 'Sargfabrik' gilt weltweit als Pilotprojekt gemeinschaftlichen Wohnens, in Gänserndorf entstand die erste Co-Housing-Siedlung Österreichs. In Deutschland stehen der Freiburger Stadtteil Vauban, das französische Viertel in Tübingen und die Münchner Wohnprojekte von Wagnis e.V. für Musterbeispiele einer gemeinschaftsorientierten Quartiersentwicklung. Baugemeinschaften und Baugenossenschaften spielten bei innovativen Wohnformen der Gegenwart eine große Rolle, Wohngemeinschaften sind nicht mehr nur für Studenten, sondern auch für Alte attraktiv. Die Kommunen fördern den Bau von Mehrgenerationenhäusern, Architekten und Stadtplaner stellen sich den veränderten Bedürfnissen und organisieren die Bebauung von Stadtvierteln im Geist einer neuen Nachbarschaftlichkeit. Eine 'Lange Nacht' über eine Gesellschaft, die wieder mehr Nähe sucht.

  • 02:05 Uhr
    02:07 Uhr   Konzertmomente

    Gloria Coates
    Quartett für 2 Violinen, Viola und Violoncello Nr. 9
    Kreutzer Quartet
    Peter Sheppard Skaeved, Violine
    Mihailo Trandafilovski, Violine
    Morgan Goff, Viola
    Neil Heyde, Violoncello

    03:05 Uhr   Schlüsselwerke

    Antonín Dvorák
    Sinfonie Nr. 9 e-Moll, op. 95
    Philadelphia Orchestra
    Leitung: Wolfgang Sawallisch

  • 06:05 Uhr

    Klaus Remme, Deutschlandradio:
    Korrekturbedürftig - Deutschlands Rüstungsexporte als politischer Makel

  • 06:10 Uhr

    Christian August Jacobi
    'Also hat Gott die Welt geliebet'. Kantate,
    Birte Kulawik, Sopran I
    Dorothea Wagner, Sopran II
    David Erler, Contralto
    Hans Jörg Mammel, Tenor
    Matthias Lutze, Bass
    Sächsisches Vocalensemble
    Batzdorfer Hofkapelle
    Leitung: Matthias Jung

    Johann Sebastian Bach
    'Widerstehe doch der Sünde'. Kantate, BWV 54
    Andreas Scholl, Countertenor
    Amsterdam Baroque Orchestra
    Leitung: Ton Koopman

    Joseph Haydn
    Konzert für Orgel und Orchester C-Dur, Hob XVIII:8
    Harald Hoeren, Orgel
    Kölner Kammerorchester
    Leitung: Helmut Müller-Brühl

    Alessandro Scarlatti
    'Dixit Dominus'. Motette für 5 Singstimmen und Orgel
    Concerto Italiano
    Leitung: Rinaldo Alessandrini

  • 07:05 Uhr

    Aktuelles aus Kultur und Zeitgeschehen
    Sommerreihe "Fremde Welten", Teil 2: Ost- und Zentralafrika

    Staatskunst in Krisenzeiten
    Über die Sanktionen gegen Russland ein Interview mit dem Historiker Michael Stürmer

    Sommerreihe Alltag 1914: Die Künstler und die Kunst um 1914
    Ein Interview mit dem Historiker Steffen Bruendel

    07:50 Uhr   Kulturpresseschau

    Auszüge aus den Feuilletons der Woche

    Entfremdet? Die Erosion der westlichen Wertegemeinschaft
    Ein Interview mit dem Publizisten Michael Naumann

    Denk ich an Deutschland: die Autorin Hatice Akyün

    Am Mikrofon: Anne Raith

  • 08:35 Uhr

    Religiöses Wort
    Macht fromm auch klug? Ein Großstadtpfarrer im Kriegstaumel des Ersten Weltkriegs
    Von Burkhard Müller
    Evangelische Kirche

  • 08:50 Uhr

    Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

  • 09:05 Uhr

    Vor 50 Jahren: Die amerikanische Schriftstellerin Flannery O'Connor gestorben

  • 09:30 Uhr

    Der Leser als Ermittler
    Dokumentarisches Erzählen im Kriminalroman
    Von Frank Zimmer

    In Zeiten einer Entpolitisierung erscheint uns die Dokumentarliteratur der 60er-/70er-Jahre schon fast als historisches Relikt. Gleichwohl hat das Dokumentarische in der heutigen Literatur wieder Konjunktur. Inwiefern kann das eigentlich Sperrige da die Illusion der fiktionalen Erzählwelt störende Dokument auch und gerade in der Spannungsliteratur Wirkung erzielen? Wie wird literarisch mit dokumentarischen Mitteln an geschichtliche Ereignisse erinnert? Und verhilft das dokumentarische Erzählen der Literatur zu mehr Authentizität und Wirklichkeitsnähe - wird damit gar das gesellschaftskritische Projekt der 60er-/70er-Jahre mit anderen, populäreren Mitteln fortgeschrieben? Frank Zimmer stellt mit einem Blick auf erfolgreiche deutschsprachige und skandinavische Kriminalliteratur der letzten Jahre, z. B. von Andrea Maria Schenkel, Jussi Adler-Olsen und Leif GW Persson, diese Fragen zur Diskussion. Seine Untersuchungen stellte Frank Zimmer auf dem Forum Essay 2014 'Alles Lüge?! Über Dokumentarismus' vor.

    Frank Zimmer, geboren 1976, studierte Skandinavistik, Germanistik und Geschichte in Kiel und Lund (Schweden). Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Kiel, Verlagslektor in Berlin und lebt heute als Gymnasiallehrer in Hamburg.

  • 10:05 Uhr

    Übertragung aus der Pfarrkirche St. Maria in Landau
    Predigt: Dekan Axel Brecht
    Katholische Kirche

  • 11:05 Uhr

    Alfred Grosser, Politikwissenschaftler

  • 11:30 Uhr

    Reisenotizen aus Deutschland und der Welt
    Von Blockhütten und Aidatrompeten
    Ein Tag in der finnischen Festspielstadt Savonlinna

    Klassik am Genfer See
    Ein öffentliches Schwimmbad als Ort des Widerstands

    Die Rundlingsdörfer im Wendland
    Zwischen Castortransport, Massentierhaltung und möglichem Weltkulturerbe

    Rasender Reporter in den Prager Gassen
    Auf den Spuren von Ernst Egon Kisch
     
    Am Millstädter See
    Das Stift Millstadt und der Fischfang

    Am Mikrofon: Ann-Kathrin Büüsker

  • 13:30 Uhr

    Musik und Fragen zur Person
    Der Philosoph Gunter Gebauer im Gespräch mit Michael Langer

    Gunter Gebauer, Jahrgang 1944, ist Anthropologe, Sportsoziologe und Prof. em. für Philosophie an der Freien Universität Berlin. Als Vertreter der Analytischen Philosophie hat er sich nicht zuletzt mit Ludwig Wittgensteins Denken wegweisend auseinandergesetzt. In seiner langen wissenschaftlichen Laufbahn hat er aber auch den Sport zum Gegenstand philosophischer Betrachtungen gemacht und insbesondere das Thema Fussball ausführlichen Analysen unterzogen, die sich aufs Angenehmste lesen lassen. Ein populärer Titel aus seiner Feder lautet: "Poetik des Fussballs".

  • 15:05 Uhr

    Blues-Rock einer großen Familie
    Die Tedeschi Trucks Band aus Florida
    Von Christiane Rebmann

    Die Tedeschi Trucks Band gehört zu den besten Live Bands der USA. Erfahrung haben die beiden Namensgeber - der Gitarrist Derek Trucks unterstützte eine gute Dekade lang die Allman Brothers Band und zog mit seiner eigenen Band um die Welt. Seine Ehefrau, die Sängerin und Gitarristin Susan Tedeschi, betrieb erfolgreich die Susan Tedeschi Band. 2010 legten die zwei ihre Projekte zusammen und nahmen unter dem Namen Tedeschi Trucks Band ihr erstes Album 'Revelator' auf. Es wurde 2012 als bestes Blues Album mit einem Grammy ausgezeichnet. Nach einem Livealbum folgte 2013 das zweite Studiowerk 'Made Up Mind'. In dieser Sendung spricht das Ehepaar über die Stationen ihrer Karriere. Sie erzählen, wie sie das Familienleben mit zwei Kindern mit ihrem Musikerjob und bis zu 300 Konzerten im Jahr vereinbaren. Außerdem verrät Derek Trucks, den das amerikanische Musikmagazin Rolling Stone zu den Top 20 der besten Gitarristen aller Zeiten zählt, warum er sich - im Gegensatz zu vielen seiner Gitarrenlegenden-Kollegen - auf der Bühne meist auf eine einzige Gitarre beschränkt. Schließlich berichten Susan und Derek von ihrer Arbeit mit Eric Clapton und ihrem Auftritt vor der Familie des US-Präsidenten Barack Obama.

  • 16:10 Uhr

    Aus dem literarischen Leben
    Das Buch der Woche
    Horace Walpole: Das Schloss Otranto - Ein Schauerroman
    (C.H. Beck Verlag, München)
    Ein Beitrag von Sacha Verna

    Am Mikrofon: Denis Scheck

  • 16:30 Uhr

    Wissenschaft im Brennpunkt
    Sendereihe "Afrikas vergessene Krankheiten"
    Heilung für alle (1/2)
    Neue Wege im Kampf gegen Chagas, Kala Azar und andere Tropenkrankheiten
    Von Franziska Badenschier
    (Teil 2 am 10.08.14)

    Chagas, Kala Azar, Lepra: Etwa jeder fünfte bis siebte Mensch auf der Welt leidet an vernachlässigten Tropenkrankheiten. Vernachlässigt sind diese Erkrankungen vor allem deshalb, weil von den Förderbändern der Pharmakonzerne kaum brauchbare Medikamente laufen - die Industrie hat kein Interesse. Es geht aber auch ohne die Giganten: mit Produktentwicklungspartnerschaften und gerechteren Patenten zum Beispiel. 850 neue Medikamenten wurden weltweit in den Jahren 2000 bis 2011 zugelassen - nur vier Prozent davon wirken gegen vernachlässigte Krankheiten. Von den 336 tatsächlich neu entwickelten Wirkstoffen hilft noch nicht einmal einer gegen die 17 vernachlässigten Tropenkrankheiten, die die Weltgesundheitsorganisation auflistet. An Chagas, Kala Azar und Co. leiden weltweit eine Milliarde Menschen. Medikamente wurden meist vor langer Zeit entwickelt, oft für andere Erkrankungen. Sie haben Nebenwirkungen oder brauchen eine Kühlkette. Neue, eigens entwickelte Wirkstoffe könnten sich die Betroffenen nicht leisten, heißt es. Und so investiert die Pharma-Industrie lieber in Zivilisationskrankheiten und in Lifestyle-Mittel. Dabei könne man der Pharma-Industrie nur bedingt einen Vorwurf machen, sondern eher dem Patentrechte-System, sagt Ärzte ohne Grenzen. Immerhin sind Pharmafirmen privatwirtschaftliche Unternehmen, und herkömmliche Patente verknüpfen Investitionen in die Entwicklung von Medikamenten mit dem Verkaufspreis in der Zukunft. 'Wissenschaft im Brennpunkt' begibt sich auf die Reise nach Tansania und Kenia, nach Berlin und Hamburg, um herauszufinden: Wie werden ohne Pharma-Riesen Medikamente entwickelt? Wie findet man endlich neue Wirkstoffe für eine Milliarde Menschen?

  • 17:05 Uhr

    Debatten und Dokumente
    Wie Europa zusammenwachsen kann - Stefan Koldehoff im Gespräch mit Gesine Schwan

  • 17:30 Uhr

    Berichte, Meinungen, Rezensionen
    Die Stille vor der Kamera - Barbara Webers Dokumentarfilm "Kofelgschroa. Frei. Sein. Wollen"

    "Finnland. Cool" - Wie sich das Lese-Land Finnland auf seinen Buchmessen-Auftritt vorbereitet

    Klamme Stadtverwaltung - Roms öffentlichen und privaten Bühnen werden die Zuschüsse gekürzt

    Sommerreihe "Fremde Welten", Teil 2: Ost- und Zentralafrika

    Am Mikrofon: Michael Köhler

  • 18:40 Uhr

    Türkische Präsidentschaftswahl - Zum ersten Mal konnten Türken in Deutschland ihre Stimme abgeben

  • 20:05 Uhr

    Zombies!
    Dekonstruktion eines Mythos
    Von Markus Metz und Georg Seeßlen
    Regie: Robert Steudtner
    Produktion: DLF 2011

    50 Millionen Menschen auf der Welt bekennen sich zu der aus Afrika stammenden Religion, die in der westlichen populären Kultur als Vodoo bezeichnet wird und hier für wüste Okkult- und Verschwörungsfantasien herhalten muss. Zu den faszinierendbedrohlichen Vorstellungen dabei gehört der Zombie: der durch Zauberei in eine willenlose Hülle verwandelte Mensch. Die ersten Hollywood-Zombie-Filme standen in den 30er-Jahren noch ganz unter dem Eindruck der tendenziösen Berichte aus Haiti und des Schocks der erfolgreichen Sklavenrevolte, bei der die Vodoo-Religion eine nicht unerhebliche Rolle gespielt hatte. Mit wenigen Ausnahmen wurde in der Filmproduktion der rassistisch-propagandistische Aspekt gedankenlos übernommen und mit anderen Horrormythen verbunden. Erst George A. Romero schuf 1968 mit seinem rauen Film 'The Night of the Living Dead' einen neuen Bezug: der Zombie als Metapher des Verfalls von Kapitalismus und Demokratie. Seitdem sind Zombie-Filme, -Songs, -Bücher und-Comics aus der Popkultur nicht mehr wegzudenken.

  • 21:05 Uhr

    Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2013

    Giulio Caccini
    L’ Euridice. Oper in einem Prolog und einem Akt nach einem Libretto von Ottavio Rinuccini
    Euridice/Tragedia - Silvia Frigato, Sopran
    Orfeo - Furio Zanasi, Bariton
    Dafne/Proserpina - Sara Mingardo, Alt
    Venere - Monica Piccinini, Sopran
    Arcetro - Giampaolo Fagotto, Tenor
    Caronte - Mauro Borgioni, Bariton
    Radamanto - Matteo Bellotto, Bass
    Concerto Italiano
    Leitung und Cembalo: Rinaldo Alessandrini

    Aufnahme vom 23.8.13 aus dem Tiroler Landestheater