Srebrenica
Ich zählte mein Leben nur noch in Sekunden
Von Armin Smailovic und Branko Šimić
Mit: Jens Harzer, Vernesa Berbo sowie im Originalton: Ahmo Hasić, Rob Zomer und Dražen Erdemović
Besetzung: Kathi Bonjour
Regieassistenz: Beate Becker
Ton und Technik: Jan Fraune, Frank Klein und Christoph Richter
Musik: Damir Avdić
Lieder (Auswahl und Interpretation): Vernesa Berbo
Regie: die Autoren
Dramaturgie: Barbara Gerland
Deutschlandfunk Kultur 2025
Länge: 54'30
Im Juli 1995 wurden im bosnischen Ort Srebrenica mehr als 8.000 Menschen, überwiegend muslimische Jungen und Männer, von bosnisch-serbischen Soldaten ermordet. Ein Überlebender, ein Täter und ein UN-Schutzsoldat erzählen davon.
Die Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste benannte „Srebrenica“ zum Hörspiel des Monats Juli 2025.
Die Begründung der Jury
Ein berührendes und aufwühlendes Hörspiel über das Massaker von Srebrenica im ehemaligen Jugoslawien der 1990er Jahre, bei dem mehr als 8000 Muslimische Bosniaken systematisch ermordet wurden. Es wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt: der Opfer, der Täter und derjenigen, die daneben standen und nichts gemacht haben.
Das Schreckliche ist, dass die Zuhörenden, wenn sie sich darauf einlassen, mit allen Seiten mitfühlen können. Mit den Opfern sowieso, aber auch mit den Tätern, die - als Ausführende - gezwungen waren, mitzumachen, weil sie sonst selbst Opfer geworden wären. Die dritte Perspektive, die UN-Blauhelm-Soldaten, die eigentlich als Schutztruppe gedacht waren, griffen nicht ein und schleppen diese Schmach den Rest ihres Lebens mit sich rum - einige suizidieren sich. Das Thema scheint bekannt und hinlänglich aufgearbeitet, aber zwei Dinge machen dieses Hörspiel außergewöhnlich und geradezu zwingend. Zum einen die Auswahl der Interviews und die Stimmen der Vortragenden. Da wird nichts ausgemalt oder dramatisiert. Zurückhaltend und nahezu nüchtern werden die grausamsten Dinge berichtet. Das macht sie nicht erträglicher, aber überhaupt hörbar.
Der zweite Aspekt ist die Kompilation der verschiedenen und zum Teil konträren Erzählebenen. Dadurch werden die Zuhörenden angeregt, sich selbst ein Bild über den Wahnsinn
des Krieges zu machen. Sind solche Gräuel jederzeit wieder möglich? Was für ein fragiles Gebilde ist die Welt, in der wir leben? Was können wir tun? Können wir Kriege verhindern? Wie können wir überhaupt Verantwortung übernehmen?
Die Jury und der gastgebende Sender 2025
Laila Stieler, Drehbuchautorin, Hörspielautorin, Dramaturgin und Filmproduzentin
Sebastian Krumbiegel, Musiker und Autor
Gastgebender Sender: MDR