Jakob Hein liest aus seinem Roman ,Die Orient-Mission des Leutnant Stern' (2/2)
Dies ist die wahre Geschichte von Edgar Stern, der 1914 eine als Zirkus getarnte Truppe von 14 muslimischen Gefangenen nach Konstantinopel schmuggelte, um den Sultan als Verbündeten zu gewinnen. - Der Sommer 1914 begann für Stern im beschaulichen Badeort Coxyde, unweit der französischen Grenze. Niemals hätte sich Stern vorstellen können, dass in nur wenigen Wochen Krieg ausbrechen könnte, und niemals hätte er sich träumen lassen, dass er in eben jenem Krieg der Hauptakteur eines kuriosen Plans werden würde, der Deutschland einen schnellen Sieg bringen sollte: Wenn es gelänge, dass der türkische Sultan für das befreundete Deutsche Reich den Dschihad ausruft und sich daraufhin alle Muslime gegen die britischen und französischen Gegner erheben, müsste die Schlacht schnell entschieden sein. Um die Gunst des Sultans zu gewinnen, wollte man einige muslimische Kriegsgefangene feierlich in Konstantinopel freilassen. Doch mussten diese Kriegsgefangenen dazu möglichst unauffällig durch halb Europa geschleust werden. Ob die Beamten an den Grenzen Österreich-Ungarns und Rumäniens die Maskerade durchschauen würden, das konnte keiner ahnen. Und wie das dann später mit dem Dschihad funktionieren würde, wusste auch keiner so genau. Die Reise würde nicht nur für Stern ein großes Abenteuer werden, für den Leser ebenfalls.
Jakob Hein, geboren 1971 in Leipzig, lebt seit 1972 mit seiner Familie in Berlin. Er arbeitet als Psychiater. Seit 1998 ist er Mitglied der Reformbühne Heim und Welt. Er hat inzwischen 14 Bücher veröffentlicht, darunter ,Mein erstes T-Shirt’ (2001), ,Herr Jensen steigt aus’ (2006), ,Wurst und Wahn’ (2011) und zuletzt ,Kaltes Wasser’ (2016). Jakob Hein liest selbst einen zweiten Teil aus seinem Roman ,Die Orient-Mission des Leutnant Stern’.