Spiel mir das Lied von Leben und Tod
Eine Lange Nacht über Ennio Morricone
Von Olaf Karnik und Volker Zander
Regie: Philippe Brühl
Klassik und Neue Musik, Schlager und Pop, Folklore, Jazz, Folk, Beat und Bossa Nova, elektronische Musik und freie Improvisation, barocker Kontrapunkt und Zwölftonmusik, psychedelische Rockmusik und World Music - es gibt kaum einen Stil, den Ennio Morricone nicht beherrscht oder grandios adaptiert hätte. Zusammen gearbeitet hat der Komponist mit so unterschiedlichen Filmregisseuren wie Pier Paolo Pasolini und Sergio Leone, Bernardo Bertolucci und Dario Argento, Roland Joffe, Pedro Almodóvar oder Brian De Palma. Und vom Italo-Western über den Giallo-Thriller bis zur Sex-Komödie, von der Schmonzette über den Polizeifilm bis zum Gesellschaftsdrama hat er die musikalische Sprache ganzer Filmgenres nicht nur in Europa definiert. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts recyclete der amerikanische Regisseur und Morricone-Fan Quentin Tarantino Stücke aus älteren Morricone-Soundtracks so lange für seine eigenen Filme, bis er den Maestro 2016 schließlich als Komponist für „The Hateful Eight“ gewann. Und noch mit 85 Jahren hat Morricone für sich eine neue, modulare Kompositionsmethode entwickelt, die in den Filmen von Giuseppe Tornatore zum Einsatz kommt. Die meisten der knapp 500 Soundtracks, die Morricone seit 1961 für Spielfilme aller Art, Dokumentationen und Fernsehproduktionen komponiert hat, sind heute auf Tonträgern erhältlich. Hier offenbart sich die Qualität seiner Musik: sie ist so originell, eigenständig und spannend arrangiert, dass sie auch unabhängig von ihren Filmen funktioniert. Dem außergewöhnlichen römischen Komponisten, der am 6. Juli im Alter von 91 Jahren verstorben ist, huldigt die Lange Nacht mit einer kaleidoskopischen Werkschau.