Essay anderswo
Gewaltsame Ausschreitungen im südafrikanischen KwaZulu-Natal
Eine Rückblende in das Jahr 1949
Von Niren Tolsi
Aus dem südafrikanischen Englisch von Ulrike Kistner
Die gewaltsamen Ausschreitungen und Plünderungen im Sommer 2021 in der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal sind im Rest der Welt schnell wieder vergessen. Autor Niren Tolsi erinnert an Unruhen am selben Ort im Jahr 1949, denn bei seinen Eltern haben die Ausschreitungen eindringliche Erinnerungsbilder einer erbitterten und blutigen Vergangenheit wachgerufen.
Sommer 2021: Mitte Juni kam es zu Krawallen, Plünderungen und einer unglaublichen Zerstörung in der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal rund um die Stradt Durban. Hunderte von Shopping Malls und Geschäften, Fabriken, Schulen, Banken und Bankautomaten wurden in Brand gesteckt und geplündert. Geheimdienst und der Polizei vor Ort wird völliges Versagen vorgeworfen. Vieles deutet daraufhin, dass die Gewalt geplant war, so berichtete auch Leonie March im Deutschlandfunk. Die Ausschreitungen folgten unmittelbar auf die Inhaftierung Jacob Zumas, der aus KwaZulu-Natal stammt. Die Gewaltausbrüche in Südafrika stellen das fragile Verhältnis zwischen Schwarzen, Weißen und Indisch-Stämmigen vor die schwerste Zerreißprobe seit dem Ende der Apartheid. Niren Tolsi verbindet in seinem Essay Geschichte und Geschichten der Menschen in den Ortschaften nördlich von Durban mit dem offenbar organisierten Rassenkonflikt 2021. Im Januar 1949 kam es in Durban in der damaligen Provinz Natal, zu einem drei Tage andauernden Konflikt zwischen schwarzen Südafrikanern und Mitbürgern indischer Herkunft, bei dem 142 Menschen ums Leben kamen und 500 verletzt wurden.
Seine Eltern, pensionierte Schulleiter, haben daran noch lebhafte Erinnerungen.
Der Original-Essay erschien am 15. Juni 2021 in „New Frame“, einem Non-Profit-Onlinemagazin mit Sitz in Johannesburg, Südafrika.
Niren Tolsi ist ein südafrikanischer Journalist und Mitherausgeber von „The Con“, ein Onlinemagazin aus Johannesburg für Essays und Reportagen. Tolsi schreibt über Bürgermobilisierung und Protest, soziale Gerechtigkeit, Verfassungsrecht, Gewaltausübung durch staatliche Institutionen, Kunst und Fußball. Seine Arbeiten erscheinen in zahlreichen Publikationen weltweit. Zusammen mit dem Fotografen Paul Botes arbeitete er an einem „slow journalism”- Langzeitprojekt zu den Folgen des Marikana Massakers 2012 in Südafrika.