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Programm: Vor- und RückschauSonntag, 08.12.2024

  • 00:05 Uhr

    Nicht töten und nicht getötet werden
    Eine Lange Nacht über Deserteure
    Von Rolf Cantzen
    Regie: Philippe Brühl
    (Wdh. v. 29./30.4.2023)

    Was haben Friedrich der Große, Friedrich Schiller, Jaroslav Hašek, Richard von Weizsäcker, Alfred Andersch, Heinz Kluncker und Siegfried Lenz gemeinsam? Sie waren Deserteure, Fahnenflüchtige und flohen aus der Armee. In Kriegen und auch lange Zeit danach galten Deserteure allgemein als Feiglinge, Verräter, Kameradenschweine. Ihre Motive waren sehr unterschiedlich: persönliche, religiöse, politische, ethische oder schlechthin die Angst, getötet zu werden. Die drohenden Strafen waren drastisch: Haftstrafen, Hinrichtungen, bis ins 19. Jahrhundert hinein Spießrutenlaufen. Die Loyalität, die ein Mensch als Soldat dem Staat schuldete, blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg der Maßstab. Überlebende Deserteure galten in Deutschland bis in die 1990er-Jahre hinein als Verräter. Wurden sie im Krieg zu Haftstrafen verurteilt, galten sie als vorbestraft. Die Richter, die sie verurteilt hatten, auch die, die Todesstrafen verhängten, machten im Nachkriegsdeutschland Karriere in Wissenschaft und Politik, während viele Deserteure ihre Desertion verheimlichten. Noch in den Kriegen der Gegenwart werden Deserteure kriminalisiert. Die „Lange Nacht” folgt den Deserteuren durch die Militär-, Rechts- und Literaturgeschichte, nimmt ihre Motive in den Blick und erörtert den Anspruch des Staates, über das Leben seiner Untertanen zu verfügen.

  • 02:05 Uhr
    02:07 Uhr   Klassik live

    Kronberg Festival 2023

    Franz Schubert
    Konzertstück D-Dur für Violine und Orchester, D 345

    Wolfgang Amadeus Mozart
    Konzert für Klavier und Orchester G-Dur, KV 453

    Maria Ioudenitch, Violine
    Kirill Gerstein, Klavier
    Chamber Orchestra of Europe
    Robin Ticciati, Leitung

    Aufnahme vom 21.9.2023 aus dem Casals Forum in Kronberg

    03:05 Uhr   Heimwerk

    Younghi Pagh-Paan

    Hang-Sang II. Für Altflöte und Gitarre
    Seerosen - Wurzelwerke. Für Komun'go. Bearbeitet für Gitarre
    Wegen der Leere. Für Sopran, Flöte und Gitarre

    Angela Postweiler, Sopran und Percussion
    Tobias Klich, Gitarre
    Carin Levine, Flöte

  • 06:10 Uhr

    Henry Purcell
    Blow up the trumpet in Sion. Anthem für neunstimmigen gemischten Chor und Basso continuo, Z 10
    Tessa Bonner, Sopran
    Patrizia Kwella, Sopran
    Kai Wessel, Countertenor
    Paul Agnew, Tenor
    William Kendall, Tenor
    Peter Kooy, Bass
    Collegium Vocale Gent
    Orchester des Collegium Vocale
    Leitung: Philippe Herreweghe

    Gottfried August Homilius
    Siehe, der Herr kömmt mit vielen tausend Heiligen, HoWV II.3
    Hanna Herfurtner, Sopran
    Georg Poplutz, Tenor
    Mauro Borgioni, Bass
    Kölner Akademie
    Leitung: Michael Alexander Willens

    Tomasz Adam Nowak
    Advents-Suite in 6 Sätzen
    Tomasz Adam Nowak, Orgel der St. Lamberti-Kirche, Münster

    Johannes Brahms
    O Heiland, reiß die Himmel auf Motette für gemischten Chor, op. 74, Nr. 2
    Chor des Bayerischen Rundfunks
    Leitung: Peter Dijkstra

  • 07:05 Uhr

    Aktuelles aus Kultur und Zeitgeschehen

  • 08:35 Uhr

    Religiöses Wort
    Wegbereiter - Johannes der Täufer
    Von Pfarrerin Angelika Obert
    Evangelische Kirche

  • 08:50 Uhr

    Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

  • 09:05 Uhr

    Vor 75 Jahren: UN-Hilfswerk für Palästinaflüchtlinge gegründet

  • 09:10 Uhr

    Sinfonische Musik

  • 09:30 Uhr

    Der Wolf und wir
    Von Wiebke Hüster

    Wie kein anderes Tier ist der Wolf eine Projektionsfläche für menschliche Ängste einerseits, für die Sehnsucht nach der Natur andererseits. Seit der deutschen Wiedervereinigung ist die Ansiedlung des Wolfs ein gesamtdeutsches Renaturierungsprojekt.
    Wölfe sind in unseren dicht besiedelten Landschaften zum Symbol eines hoffnungsvollen „Zurück zur Natur" geworden. Etwa 1.600 Wölfe gibt es in Deutschland mittlerweile, wahrscheinlich sogar mehr. Die Ausbreitung vor allem in Ostdeutschland zeigt mittlerweile, dass Wölfe keine Wildnis brauchen, um sich gut zu vermehren. Die für die eigentlich scheuen Wölfe nutzbaren Gebiete in Deutschland sind besetzt, sodass sich die Nachkommen immer stärker in menschlich genutzte Gebiete ausbreiten. Mittlerweile kommt es beispielsweise zu rund 4.000 gerissenen oder verletzten Nutztieren pro Jahr.
    Wölfe kommen also in unseren unterschiedlich genutzten Kulturlandschaften so gut zurecht, dass der Herdenschutz immer wichtiger wird. Die tierischen Jäger müssen gegebenenfalls selbst bejagt werden. Dabei geraten auch Natur- und Tierschutz miteinander in Konflikt. Tatsächlich haben die EU-Mitgliedsstaaten mittlerweile beschlossen, den Schutzstatus des Wolfs in der sogenannten „Berner Konvention“ von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herab zu stufen. Aber wie kann es eine sinnvolle Jagd zum Schutz von Menschen und Nutztieren geben, ohne dass der Wolf erneut vertrieben oder gar ausgerottet wird?
    Wiebke Hüster ist seit mehr als zwei Jahrzehnten die Tanzkritikerin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Sie berichtet auch im Deutschlandradio über die aktuellen Entwicklungen dieser Kunstform in all ihren Facetten. 2017 hat sie ihre Liebe zur Natur zum neuen Thema in der Zeitung entwickelt. Für das Feuilleton schreibt sie seitdem Essays über Wald, Wild, Landwirtschaft und Jagd. Ihre aktuelle neue Serie heißt „Zurück zur Natur“. Sie verbringt viel Zeit draußen und im Gespräch vor Ort mit den Berufsjägern, Förstern, Landwirten und Wissenschaftlern ihres über die Jahre gewachsenen Experten-Netzwerks. Die 57-Jährige ist Mutter von drei Kindern und lebt in Frankfurt am Main.

  • 10:05 Uhr

    Übertragung aus der St. Peter und Paul-Kirche in Zwönitz
    Zelebrant: Pfarrer Przemek Kostorz
    Katholische Kirche

  • 11:30 Uhr

    Reisenotizen aus Deutschland und der Welt

  • 13:05 Uhr
  • 13:30 Uhr

    Musik und Fragen zur Person
    Der Schriftsteller Lukas Rietzschel im Gespräch mit Marietta Schwarz

    Geboren 1994 im sächsischen Räckelwitz, lebt Lukas Rietzschel heute in Görlitz. Sein Debütroman „Mit der Faust in die Welt schlagen“ schlug 2018 hohe Wellen. Seither gilt er als Beobachter gesellschaftlicher Veränderungen in Ostdeutschland.

  • 15:05 Uhr

    Die rheinischen Barden
    40 Jahre Heavy Metal von Blind Guardian
    Von Tim Baumann

    Geboren aus dem Speedmetal der 80er-Jahre hat die Band Blind Guardian im Lauf von vier Jahrzehnten quasi ihr eigenes Genre begründet: Mit schnellen, melodischen Gitarren auf breiten Klangflächen, vor allem aber mit ihrer Vorliebe für bombastische Arrangements samt heroischem Gesang und Chorsätzen hat die Band aus Krefeld und Meerbusch viele Nachahmer und vor allem weltweit Millionen von Fans gefunden. Das breite musikalische Pathos von Blind Guardian wurzelt in den Texten von Sänger Hansi Kürsch: Die erzählen auf epische Weise vom Kampf zwischen Gut und Böse, beziehen sich auf Klassiker wie J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“, Stephen Kings „Der dunkle Turm“ oder Frank Herberts „Dune“. Aus dieser Lyrik, verbunden mit elegischen Melodien und schweren Gitarren-Riffs schafft die Band ihren fantastischen Sound.

  • 16:10 Uhr

    Buch der Woche

  • 16:30 Uhr

    KI verstehen - Der Podcast über Künstliche Intelligenz im Alltag

  • 17:05 Uhr

    Debatten und Dokumente

  • 17:30 Uhr

    Berichte, Meinungen, Rezensionen

  • 18:10 Uhr
  • 18:40 Uhr
  • 20:05 Uhr

    Gedankenverbrechen in Belarus
    Wenn Dystopien lebendig werden
    Von Inga Lizengevic
    Regie: die Autorin
    Mit: Franz Hartwig, Andreas Döhler, Elvis Clausen, Catherine Stoyan, Daniel Sellier, Inka Löwendorf, Yuri Förster, Svenja Liesau, Hansa Czypionka, Anastasia Gubareva, Konstantin Bez und Inga Lizengevic
    Ton: Jean-Boris Szymczak
    Dramaturgie: Katrin Moll
    Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2022 − gefördert durch die Film- und Medienstiftung NRW

    Das belarussische Staatsfernsehen agitiert in Hass-Sendungen gegen jeden, der nicht hinter Machthaber Lukaschenka steht. Verhaftungen finden willkürlich statt, gefoltert wird im Verborgenen. Orwells Dystopie „1984“ ist in Belarus Wirklichkeit geworden.
    „Bald werden sie in unsere Köpfe klettern und schauen, welche Gedanken wir haben. Und für diese Gedanken werden sie uns einsperren“, meint Natalia Dulina, die ihre Professur an der Linguistischen Universität wegen der Teilnahme an Protesten verloren hat. Mittlerweile muss man in Belarus gar nicht mehr an einer Demonstration teilnehmen − es reicht, mit dem Gedanken daran zu spielen. Likes oder Reposts in den sozialen Medien, Wäsche in weiß-rot-weißer Farbfolge auf der Leine: alles Gründe für Verhaftungen und Gefängnisstrafen. Machthaber Lukaschenka sagt: „Man wird nicht zum Präsidenten gemacht, man wird als Präsident geboren.“ In beinahe drei Jahrzehnten hat er ein System aufgebaut, das seine Alleinherrschaft sichert. 2020 hätte ein Wendepunkt werden können, doch nach der Zerschlagung der friedlichen Proteste dreht sich die Spirale der Unterdrückung mit neuer Kraft weiter. Menschen werden verhaftet und gefoltert, Bücher vergraben, das Staatsfernsehen hat auf Hass-Programme umgestellt. Orwells Dystopie „1984“ − in Belarus ist sie heute Wirklichkeit geworden.

    Radijo dokumentikos „Minèiø politika Baltarusijoje. Kai distopija tampa realybe“ lietuviø kalba galite pasiklausyti èia.
    Dieses Feature können Sie hier auch in litauischer Sprache hören, in einer Adaption des litauischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks LRT.

    Inga Lizengevic, geboren in Russland, aufgewachsen in Belarus, Russland und der Ukraine. Sie studierte Theaterkunst in Minsk und Theaterwissenschaft in Berlin und lebt als Theaterregisseurin, Hörfunkautorin und Dokumentarfilmerin in Berlin. Für ihr Feature „Babys für die Welt. Das Geschäft mit ukrainischen Leihmüttern“ (Deutschlandfunk/SWR/ORF 2021) wurde sie mit dem Prix Italia 2022 ausgezeichnet. Zuletzt für Deutschlandfunk: „Strafkolonie der Frauen“ (2024).

  • 21:05 Uhr

    Grundton D-Konzert und Denkmalschutz

    „Voice’n’Rhythm“
    Werke von Johann Sebastian Bach, Gustav Mahler, Eric Whitacre u.a.

    voiceXchange-Quartett des NDR Vokalensembles
    Elbtonal Percussion

    Aufnahme vom 8.9.2024 aus der Gedächtniskirche der Protestation, Speyer

    Am Mikrofon: Jochen Hubmacher

    Eine spektakuläre Fusion zweier international renommierter Ensembles war beim „Grundton D“-Konzert zum Tag des offenen Denkmals in Speyer zu erleben. Das für seine musikalischen Grenzgänge bekannte Quartett voiceXchange des NDR Vokalensembles traf auf die vier Schlagzeuger von Elbtonal Percussion. Ein Gipfeltreffen der urtümlichsten Instrumente: menschliche Stimme und Schlagwerk. Vokalfarben mischten sich mit Klängen von Gongs, Becken, Trommeln oder Marimbaphon. Werke moderner Vokalkomponisten wie Eric Whitacre oder Jaakko Mäntyjärvi, aber auch die Musik von Johann Sebastian Bach, Robert Schumann oder Gustav Mahler wurden auf ihre perkussiven Qualitäten im wahrsten Sinne des Wortes „abgeklopft“. Ein Konzert mit vielen Überraschungsmomenten.

  • 23:05 Uhr