Gedankenverbrechen in Belarus
Wenn Dystopien lebendig werden
Von Inga Lizengevic
Regie: die Autorin
Mit: Franz Hartwig, Andreas Döhler, Elvis Clausen, Catherine Stoyan, Daniel Sellier, Inka Löwendorf, Yuri Förster, Svenja Liesau, Hansa Czypionka, Anastasia Gubareva, Konstantin Bez und Inga Lizengevic
Ton: Jean-Boris Szymczak
Dramaturgie: Katrin Moll
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2022 − gefördert durch die Film- und Medienstiftung NRW
Das belarussische Staatsfernsehen agitiert in Hass-Sendungen gegen jeden, der nicht hinter Machthaber Lukaschenka steht. Verhaftungen finden willkürlich statt, gefoltert wird im Verborgenen. Orwells Dystopie „1984“ ist in Belarus Wirklichkeit geworden.
„Bald werden sie in unsere Köpfe klettern und schauen, welche Gedanken wir haben. Und für diese Gedanken werden sie uns einsperren“, meint Natalia Dulina, die ihre Professur an der Linguistischen Universität wegen der Teilnahme an Protesten verloren hat. Mittlerweile muss man in Belarus gar nicht mehr an einer Demonstration teilnehmen − es reicht, mit dem Gedanken daran zu spielen. Likes oder Reposts in den sozialen Medien, Wäsche in weiß-rot-weißer Farbfolge auf der Leine: alles Gründe für Verhaftungen und Gefängnisstrafen. Machthaber Lukaschenka sagt: „Man wird nicht zum Präsidenten gemacht, man wird als Präsident geboren.“ In beinahe drei Jahrzehnten hat er ein System aufgebaut, das seine Alleinherrschaft sichert. 2020 hätte ein Wendepunkt werden können, doch nach der Zerschlagung der friedlichen Proteste dreht sich die Spirale der Unterdrückung mit neuer Kraft weiter. Menschen werden verhaftet und gefoltert, Bücher vergraben, das Staatsfernsehen hat auf Hass-Programme umgestellt. Orwells Dystopie „1984“ − in Belarus ist sie heute Wirklichkeit geworden.
Radijo dokumentikos „Minèiø politika Baltarusijoje. Kai distopija tampa realybe“ lietuviø kalba galite pasiklausyti èia.
Dieses Feature können Sie hier auch in litauischer Sprache hören, in einer Adaption des litauischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks LRT.
Inga Lizengevic, geboren in Russland, aufgewachsen in Belarus, Russland und der Ukraine. Sie studierte Theaterkunst in Minsk und Theaterwissenschaft in Berlin und lebt als Theaterregisseurin, Hörfunkautorin und Dokumentarfilmerin in Berlin. Für ihr Feature „Babys für die Welt. Das Geschäft mit ukrainischen Leihmüttern“ (Deutschlandfunk/SWR/ORF 2021) wurde sie mit dem Prix Italia 2022 ausgezeichnet. Zuletzt für Deutschlandfunk: „Strafkolonie der Frauen“ (2024).