Gesprächskonzerte „musica reanimata“
Bereicherung für Amerika: Guillermo Graetzer und Samuel Adler
Aufnahmen der Gesprächskonzerte vom 3.5. und 21.6.2018 aus dem Konzerthaus Berlin
Am Mikrofon:Georg Beck
Für die Betroffenen bedeutete ein Exil in Amerika seinerzeit meist einen Neuanfang, wenn nicht gar einen Knick in der Karriere. Das Musikleben Nord- und Südamerikas wurde durch die Vertreibung jüdischer Künstler aus Mitteleuropa allerdings sehr bereichert - vor allem bei gelingender Integration. Wilhelm Grätzer (1914-1993), der sich in Argentinien Guillermo Graetzer nannte, war so ein Glücksfall. Er hatte bei Ernst Lothar, Paul Hindemith und Hans Boettcher in Berlin und bei Schönbergs Schüler Paul Amadeus Pisk in Wien studiert. Ende 1938 flohen seine Eltern mit ihm nach Buenos Aires, wo er später als Pädagoge und Komponist einflussreich war. Samuel Adler, 1928 als Sohn eines Mannheimer Kantors geboren, gelangte 1938 in die Vereinigten Staaten. Als Soldat kehrte er 1951 nach Deutschland zurück und gründete dort das 7th Army Symphony Orchestra, das mit Konzerten erfolgreich zur deutsch-amerikanischen Verständigung beitrug.