Programm: Vor- und RückschauSonntag, 12.11.2023

Vielfalt, Ambivalenzen und Tattoos
Eine Lange Nacht zum 80. Geburtstag von Joni Mitchell
Von Michael Frank
Regie: Jan Tengeler

Seit der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre haben die Songs der Musikerin, Textdichterin und Malerin aus Kanada ein weltweites Publikum tief berührt. Den Gedanken, dass Lieder eine ähnliche Wirkung wie Tattoos entfalten können, hatte Joni Mitchell schon 1971 im Titelsong ihres Albums „Blue“ formuliert. In ihren über 200 Kompositionen finden sich neben Schilderungen aus ihrem privaten Kosmos fiktionale Charakterstudien, beißende Gesellschaftskritik und Zeilen voller Witz und Humor. Ihre musikalischen Ausdrucksformen entwickelte sie überwiegend selbstbestimmt und autodidaktisch. Sie entdeckte so zahlreiche unorthodoxe Stimmungen der Gitarrensaiten und ganz ungewöhnliche Akkordschichtungen und Harmoniefolgen. Seit Ende der 1960er-Jahre setzte sie sich radikal über die Grenzen des Folkmusik-Genres hinweg und öffnete sich mehr und mehr dem Jazz. Ihre Selbstbehauptung in einer von Männern dominierten Musikindustrie wurde vielen jüngeren Musikerinnen zum inspirierenden Vorbild. Im Sommer 2022 trat sie das erste Mal nach 20 Jahren wieder öffentlich live auf.

Im Zeichen wachsender Spannungen: Der US-amerikanische Blick auf Israel
Von Thomas Spang

Leonhard Lechner
"Missa super Domine, Dominus noster". Messe für 6 Stimmen und Ensemble
ensemble officium
Gabinetto Armonico
Leitung: Wilfried Rombach

Antoine Brumel, Jan Garbarek
"Agnus Dei" für 4 Stimmen mit Saxophon-Improvisationen
Jan Garbarek, Saxophon
Hilliard Ensemble

Dietrich Buxtehude
"Ich dank dir, lieber Herre". Choralvorspiel für Orgel, BuxWV 194
Bernard Foccroulle, Orgel

Johann Sebastian Bach
"Falsche Welt, dir trau ich nicht". Kantate für Sopran, Chor, Orchester und B.c., BWV 52
Sybilla Rubens, Sopran
Amsterdam Baroque Choir and Orchestra
Leitung: Ton Koopman

Aktuelles aus Kultur und Zeitgeschehen

Zeitenwende in Nahost? Jack Lang über europäische Solidarität mit den Palästinensern

Wie umgehen mit den Angriffen auf KZ-Gedenkstätten? Ein Interview mit Jens-Christian Wagner, Leiter der Gedenkstätte Buchenwald

Der Terror und die Macht der Bilder - Ein Interview mit dem Historiker Gerhard Paul

Religiöses Wort
Hast du eine Jona-Geschichte? Wie man aus dunklen und stürmischen Zeiten gestärkt hervorgeht
Von Pfarrerin Sandra Zeidler
Evangelische Kirche

Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

Vor 100 Jahren: Der Humorist Vicco von Bülow alias Loriot geboren

Kammermusik

Putin nach Den Haag?
Der Haftbefehl, der Angriffskrieg und das Völkerrecht
Von Horst Meier

Der Internationale Strafgerichtshof (ICC) hat einen Haftbefehl gegen Wladimir Putin erlassen - wegen der Deportation ukrainischer Kinder. Der Fall wirft komplexe völkerrechtliche und politische Fragen auf - Ausgang offen.
Nach dem russischen Angriff entsandte Karim Khan, der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC), Ermittler in die Ukraine und ließ Beweise sichern. Am 17. März 2023 verkündeten Richter des ICC in Den Haag spektakuläre Haftbefehle. Sie gelten Präsident Wladimir Putin und seiner „Beauftragten für Kinderrechte“, Maria Lwowa-Belowa. Beide werden für ein Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht: die Deportation zahlreicher ukrainischer Kinder. Der Haftbefehl schränkt Putins Reisefreiheit empfindlich ein. Und ist ein Meilenstein der internationalen Strafjustiz. Der brisante Fall wirft komplexe juristische und politische Fragen auf - Ausgang offen. Anlass genug, die Hoffnungen und Enttäuschungen, die das Völkerrecht bietet, nüchtern zu analysieren.

Übertragung aus der Kirche St. Joseph in Chemnitz
Zelebrant: Pfarrer Benno Schäffel
Katholische Kirche

Reisenotizen aus Deutschland und der Welt

"Die haben einen Knall"
Las Fallas-Festival in Valencia

Königin im Dom
Die Glocken von Erfurt

Wenige Menschen viel Geschichte
Auf der Adriainsel Vis

Slacklinen am Limit
Abenteuer aus 50 bereisten Ländern

Am Mikrofon: Susan Zare

Musik und Fragen zur Person
Der Komponist Manos Tsangaris im Gespräch mit Raoul Mörchen

Theatermacher, Trommler, Lyriker, Zeichner, Installationskünstler? Manos Tsangaris nennt es einfach kom-ponieren, Dinge anders zusammensetzen: Klang, Licht, Wort, Bewegung, Raum. So entsteht neuer Sinn und eine neue Sicht auf die Wirklichkeit.

Beirut Rocks!
The Wanton Bishops
Von Marcel Anders

Indie-Rock aus dem Libanon wird im Westen kaum wahrgenommen. Und doch gibt es ihn: Nader Mansour ist seit elf Jahren und zwei Alben kreativer Kopf von The Wanton Bishops (die frevelhaften Bischöfe), die orientalische Klänge mit Blues-, Industrial- und Psychedelia-Elementen verbinden. So entsteht intensiver Rock Noir, den der massige Nader mit manischem Gesang und Texten über Liebe, Glaube und kulturelle Identität würzt. Es sind Liebeserklärungen an seine Heimatstadt Beirut, die partout nicht zur Ruhe kommt, an Gott, der einen in diesem Moloch Halt gibt, aber auch an seine Familie und Freunde, die ihm Kraft geben. Genau die, so Nader, brauche man in dieser Zeit - ob im Libanon oder anderswo.

Buch der Woche

Viktor Jerofejew: „Der Große Gopnik“
Aus dem Russischen von Beate Rausch
(Verlag Matthes & Seitz Berlin, Berlin)
Ein Beitrag von Angela Gutzeit

Am Mikrofon: Carsten Hueck

Wissenschaft im Brennpunkt
Kein Totenbett aus Blüten
Die Trauer der Frühmenschen
Von Michael Stang

Menschen sind soziale Wesen, das war auch bei unseren frühen Vorfahren so. Vermutlich haben auch sie getrauert, wenn ein Gruppen- oder Familienmitglied gestorben ist.
Doch wann haben sie angefangen, ihre Toten zu bestatten? Und was sagt uns das über ihre Motive? Anfangs wollten die Steinzeitmenschen vielleicht Aasjäger fernhalten, später den Weg ins Jenseits bereiten. Grabbeigaben gelten als Beleg. Ob es sich bei einem mit Sediment bedeckten Skelett tatsächlich um ein Grab handelt oder nicht, lässt sich in der Archäologie dagegen nur schwer klären. Doch die Methoden entwickeln sich weiter, neue Fundstätten kommen dazu. Fachleute versuchen sie zu interpretieren - und stolpern dabei gelegentlich über die eigene kulturell geprägte Perspektive. Immerhin gilt die Bestattung als Initial der Menschwerdung. Auch das trübt den Blick zurück.

Debatten und Dokumente

"Wehrhafte Demokratie": Der Sozialpädagoge Jan Raabe über Musik und Rechtsextremismus im Gespräch mit Kolja Unger

Berichte, Meinungen, Rezensionen

Schillerrede - Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah in Marbach

Le Grand Macabre - Jan Lauwers inszeniert Ligeti an der Wiener Staatsoper

Ach, ach was! Wer an Loriots 100. Geburtstag noch über ihn lachen kann

"Zeit wie im Fieber. Büchner-Schrapnell" - Stück von Björn SC Deigner am Stuttgarter Staatstheater

Am Mikrofon: Michael Köhler

Schmetterlingseffekt - Kriegsbewegt: Hendrik, der digitale Krieger (Podcast)

1. Fußball-Bundesliga, 11. Spieltag
Bayer 04 Leverkusen - 1. FC Union Berlin
Werder Bremen - Eintracht Frankfurt

2. Fußball-Bundesliga, 13. Spieltag
SpVgg Greuther Fürth - Fortuna Düsseldorf
1. FC Magdeburg - FC Hansa Rostock
SV Wehen Wiesbaden - 1. FC Kaiserslautern

Fußball - Bundesliga Frauen: VfL Wolfsburg - SC Freiburg

Jahreshauptversammlung FC Bayern München

WM 2034 - Die Saudi-Bewerbung und die (Nicht)-Reaktionen

Ski alpin - Weltcup: Abfahrt der Männer in Zermatt
Ski alpin - Sinn und Zweck des Speed Openings
Ski alpin - Weltcup: Slalom der Frauen in Levi

Eisschnelllaufen - Weltcup-Auftakt in Obihiro/Japan

Eishockey - Deutschland-Cup Männer: Deutschland - Slowakei
Eishockey - DEL führt Halsschutz für alle Teams ein

EM 2024 - Qualifikations-Nachholspiel: Kosovo-Israel
EM 2024 - Wie die Host Cities klimaverantwortlich handeln wollen

Cricket - WM-Halbfinale komplett

Tennis - 60. BJK-Cup in Sevilla
Tennis - ATP-Finals in Turin

DOSB - Dialogforum vor einer möglichen Olympia-Bewerbung in Berlin

Basketball - BL: Alba Berlin - Braunschweig

Handball - Bundesliga: Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel

NFL in Frankfurt: New England Patriots - die Indianapolis Colts

Am Mikrofon: Matthias Friebe

Geschlecht - Braucht Mensch das? (3+4/4)
Was wir verlieren (3/4)
Was wir gewinnen (4/4)
Von Teresa Schomburg
Regie: Hanna Steger
Produktion: Deutschlandfunk 2023

Teil 3/4
Viele Menschen finden: Ist doch alles in Ordnung, wie es ist. Geschlecht abschaffen? Unnötig, unmöglich, vielleicht sogar gefährlich.
Eine klare Einteilung in Mann und Frau vermittelt Sicherheit und Orientierung in einer ohnehin schon komplizierten Welt. Die Autorin diskutiert mit ihrer Mutter, einem Freund und einer streng gläubigen Katholikin, warum sie an den Kategorien festhalten wollen. Denn was ist mit denen, die da nicht reinpassen? Über getrennte Umkleiden im Schwimmbad oder Toiletten denken viele gar nicht nach. Für Ravna Siever als nichtbinäre Person sind sie sogar gefährlich.

Teil 4/4
Wo etwas verloren geht, gibt es meistens auch etwas zu gewinnen. Mehr Räume zur Entfaltung zum Beispiel. Das könnte doch auch spannend sein statt bedrohlich.
Personen, die nicht in binäre Geschlechterkategorien passen, scheint es erst seit wenigen Jahren zu geben. Ist das nur ein Trend oder werden diese Menschen erst jetzt sichtbar? Dan Dansen hat für eine Performance das Mittelalter durchforstet - und dort verblüffend viel Queerness gefunden. Und eine Berliner Kita blickt in eine geschlechtsoffene Zukunft. Ist das mehrheitstauglich oder bleibt es eine Utopie?

Ludwigsburger Schlossfestspiele 2023

Songwriter - Lieder von Dowland, Schubert, Hahn, Fauré, Eric Clapton, Reinhard Mey u.a.

Thomas Dunford, Laute
Benjamin Appl, Bariton

Aufnahme vom 13.7.2023 aus dem Residenzschloss, Ludwigsburg

Am Mikrofon: Dorothee Riemer

Der Bariton Benjamin Appl brennt für das Genre „Lied“ und will diese Leidenschaft auch bei seinem Publikum entzünden. Dafür stellt er ungewöhnliche Konzertprogramme zusammen. Unter dem Titel „Songwriter“ hat er sich im vergangenen Sommer bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen durch die Musikgeschichte bewegt und Lieder vorgestellt, die so universelle Themen wie Liebe, Sehnsucht, Trauer und Trost behandeln. Sein Begleiter war Thomas Dunford, der fest davon überzeugt ist, dass sein Instrument - die Laute - Lieder aus allen Jahrhunderten begleiten kann. So starteten die beiden in der Renaissance mit Liedern von John Dowland, kombinierten dann Schubert-Lieder mit Solo-Werken von Johann Sebastian Bach, stellten französische „mélodies“ des 19. Jahrhunderts vor und beendeten den Abend mit Pop-Songs von Eric Clapton und Paul McCartney.

Streitgespräch Sportkonferenz: Braucht Deutschland wirklich Olympische Spiele?

Heike Sudmann, stellvertretende Fraktionsvorsitzende Die Linke HH, Sprecherin für Verkehr & Stadtentwicklung und Stephan Brause, Leiter Stabsstelle Olympia-Bewerbung DOSB im Gespräch mit Marina Schweizer