Programm: Vor- und RückschauSonntag, 15.10.2023

Beim Erbfeind auf der Bühne.
Die Lange Nacht über deutsche Unterhaltungskünstler im Pariser Exil
Von Peter Mayer
Regie: Claudia Mützelfeldt
(Wdh. v. 21./22.3.2020)

So etwas hatten die Nachtschwärmer im Pariser Cabaret „Le Boeuf sur le Toit“ noch nicht gehört: Eine deutsche Chansonsängerin trug Bert Brechts Ballade vom Gauner Sourabaya-Johnny vor. Marianne Oswald hieß die unbekannte Künstlerin. Aus Furcht vor den Nazis hatte sie sich schon Anfang der Dreißigerjahre aus Berlin abgesetzt und Zuflucht in Paris gefunden, das für sie Exil und Sehnsuchtsort zugleich war. Marianne Oswald machte Karriere, was nur wenigen vor den Nazis geflohenen deutschen Bühnenkünstlern gelang. Die meisten lebten von Almosen sozialer Hilfsorganisationen, mussten sich von der Pariser Ausländerbehörde schikanieren lassen und präsentierten auf Kleinkunstbühnen für Exilanten wehmutsvolle Erinnerungsprogramme an Wien oder Berlin. Deutschen Komponisten machten zum Teil militant fremdenfeindliche französische Kollegen das Leben schwer. Dennoch hatten auch einige andere Erfolg wie Ralph Erwin, der Schönberg-Schüler Rudolph Goehr, Norbert Glanzberg oder das Duo Bert Reisfeld und Rolf Marbot. Als die Deutschen Frankreich besetzt hatten, flohen viele Künstler aus ihrem Emigrationsland Frankreich, tauchten unter oder verloren ihr Leben wie Ralph Erwin. Marianne Oswald war Anfang 1939 in die USA gegangen und erst 1946 zurückgekehrt. Nur noch selten stand sie danach auf der Bühne, engagierte sich aber für die Versöhnung zwischen Franzosen und Deutschen. Eine „Lange Nacht" über ein besonderes Kapitel in der Geschichte der beiden Nachbarländer.

Politische Kultur im Vereinigten Königreich: Labour und Tories auf Irrwegen
Von Christine Heuer

Claudio Monteverdi
"Magnificat" für 8 Singstimmen, Posaunen, Streicher und B.c. SV 281
La Cetra Vokalensemble und Barockensemble Basel
Leitung: Andrea Marcon

Johann Sebastian Bach
"Wo soll ich fliehen hin". Kantate für Soli, Chor und Orchester, BWV 5
Mirjam Wernli, Sopran
Jan Börner, Altus
Raphael Höhn, Tenor
Manuel Walser, Bass
Chor und Orchester der J. S. Bach-Stiftung
Leitung: Rudolf Lutz

Felix Mendelssohn Bartholdy
"Hymne". Drei geistliche Lieder und Fuge für Alt, vierstimmigen gemischten Chor und Orchester, op. 96
Monica Groop, Alt
Kammerchor Stuttgart
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Leitung: Frieder Bernius

Aktuelles aus Kultur und Zeitgeschehen

Lyrik total - Slowenien ist Gastland auf der Frankfurter Buchmesse

Rettet unsere Wälder - Ein Interview mit dem Jäger Andreas Meister

Welt in Aufruhr - Ein Interview mit dem Politikwissenschaftler Stefan Kroll

Religiöses Wort
Aus Verantwortung und Überzeugung. Als Christ(in) in der EU-Politik
Von Oberkirchenrätin Katrin Hatzinger
Evangelische Kirche

Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

Vor 100 Jahren: Der italienische Schriftsteller Italo Calvino geboren

Sinfonische Musik

100 Jahre Radio
An- und Abwesende. Stimmen im Raum
Von Stephan Krass

Radio macht sein Personal unsichtbar. Wer Spaß an paradoxen Formulierungen hat, könnte sagen: Das Radio versammelt lauter Abwesende in einem imaginären Raum.
Wer spricht oder was da tönt, bleibt unsichtbar. Das ausgesendete akustische Signal wird von seiner Quelle getrennt und technisch übermittelt. Wir müssen uns also ganz auf das verlassen, was wir hören. So präsent das Radio auch erscheinen mag, es ist ein Medium, das Abwesenheit, Absenz organisiert und eine ständige Herausforderung an unser Abstraktionsvermögen darstellt.
Die Geburtsurkunde des Radios in Deutschland ist auf den 29. Oktober 1923 datiert. Vier Jahre später schon ließ sich Charles Lindberghs spektakulärer Flug über den Atlantik per Funk verfolgen. Das Weltgeschehen drang von da an bis in die entlegensten Winkel. Ein Knopfdruck genügte. Aber der Apparat ist autark, er verlangt unsere Anwesenheit nicht. Er muss nicht einmal eingeschaltet werden. Auch wenn er ausgeschaltet ist, läuft das Programm.
Stephan Krass nimmt in seinem 2022 erschienenen Essayband "Radiozeiten" seine Leserinnen und Leser mit auf eine fulminante Reise durch 100 Jahre Rundfunk. Essay und Diskurs im Deutschlandfunk stellt zwei Kapitel vor, gelesen von Herbert Schäfer.
Stephan Krass, geboren 1951, war bis 2017 Redakteur beim Hörfunk des SWR in Baden-Baden. Er ist Autor von Features, Hörspielen, literarischen Texten. Er hat Lehraufträge an Hochschulen, u.a. der HfG Karlsruhe und der Universität Hildesheim.

Übertragung aus der Kathedrale Ss. Trinitatis in Dresden
Zelebrant: Dompfarrer Norbert Büchner
Katholische Kirche

Ron Prosor, Botschafter des Staates Israel in Deutschland

Reisenotizen aus Deutschland und der Welt

Die Docks von Southampton
Der Kreuzfahrthafen an Englands Südküste

Wie aus Reisen Romane werden
Eine Historikerin und Schriftstellerin und ihre Inspirationen

Holländische Hansestädte
Besuch in Kampen und Zwolle

Französische Seealpen
Wandern an der Côte d'Azur

Am Mikrofon: Andreas Stopp

Musik und Fragen zur Person
Der Paukist Rainer Seegers im Gespräch mit Tanja Runow

„Wenn ich viel Lärm gemacht habe, brauche ich Stille“, sagt Rainer Seegers. 33 Jahre lang war er bei den Berliner Philharmonikern für oft lautstarke Auftritte zuständig. Privat sucht der leidenschaftliche Schmetterlingssammler Ruhe in der Natur.

Eigenständiges Debüt mit Geschichte
Die norwegische Band Avkrvst
Am Mikrofon: Tim Schauen

Eigentlich sollte man unbedingt zuerst an Pink Floyd denken, wenn man über Bands nachdenkt, die die Norweger der Progressive Rock-Formation Avkrvst beeinflusst haben könnten - aber es drängen sich beim Hören des Debüts „The Approbation" auch frühe Alben von Dream Theater, Musik von Pain of Salvation, Opeth oder Porcupine Tree in den Vordergrund. Simon Bergseth und Marti Utby beschlossen als Sandkastenfreunde, später eine Band zu gründen - nun, im Alter von um die 30 Jahre, ist es soweit: Es kreischt die verzerrte Hammond-Orgel, es säuselt das Mellotron, die Gitarren knattern, das Schlagzeug spielt gerade und ungerade Metren im selben Song. Und der Sänger schmeichelt elegisch oder growlt wütend. Alles ist möglich im Progressive Rock - vieles davon löst dieses geschichtsbewusste Debüt-Album ein.

Buch der Woche

Sarah Bakewell: „Wie man Mensch wird. Auf den Spuren der Humanisten. Freies Denken, Neugierde und Glück von der Renaissance bis heute“
Aus dem Englischen von Rita Seuß
(C.H.Beck Verlag, München)
Ein Beitrag von Katharina Teutsch

Am Mikrofon: Carsten Hueck

Wissenschaft im Brennpunkt
Gain of Function: Die nächste Pandemie als Gedankenexperiment
Teil 1: Die Pelztierfarm
Von Arndt Reuning
(Teil 2 am 29.10.2023)

Ein Gedankenexperiment: Im Jahr 2030 bricht die nächste Pandemie aus. Diesmal ist es kein Coronavirus, sondern die Vogelgrippe H5N1. Das Virus gilt schon seit Jahrzehnten als heißer Kandidat. Es zirkuliert gerade weltweit unter Vogelpopulationen und springt immer mal wieder auf Menschen und Säugetiere über. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis es auch von Mensch zu Mensch übertragbar sein wird. Im fiktiven Rückblick geht es um die Frage: Wäre diese theoretische Pandemie vermeidbar gewesen? Hätte man sich darauf vorbereiten können? Indem wir die Evolution des Virus vorwegnehmen - im Biosicherheitslabor. Dort lassen sich Viren genetisch so manipulieren, dass sie gefährlicher werden. So lässt sich nachvollziehen, welche Mutationen nötig sein könnten, damit sich das Virus auch unter Menschen ähnlich rasch ausbreiten wie unter Vögeln. Und dann könnte man gezielt nach solchen Mutationen Ausschau halten.
Doch wie nützlich ist diese sogenannte Gain-of-function-Forschung wirklich, wenn es darum geht, eine Pandemie zu verhindern?

Debatten und Dokumente

Kritische Lage in Israel und Spardruck - Carola Lentz, Präsidentin des Goethe-Instituts, im Gespräch mit Vladimir Balzer

Berichte, Meinungen, Rezensionen

"Die Brüder Karamasow" - Johan Simons Dostojewski-Marathon am Schauspiel Bochum

"The Great Repair" - Ausstellung in der Akademie der Künste Berlin zur ökologischen Krise

"Keine Unschuldigen schlachten" - Jeanine Meerapfel, Präsidentin der Akademie der Künste, zu Nahost

Lyrik total - Slowenien ist Gastland auf der Frankfurter Buchmesse

"Was wir erben" - Nachlassfragen auf der Dresdner Bürgerbühne

Am Mikrofon: Henning Hübert

Die „Gastarbeiterprogramme der ARD“: Einst unersetzliche Informationsquelle

DFB - 3:1-Sieg gegen die USA: Julian Nagelsmanns gelungenes Debüt
DFB - 1. Länderspiel von Julian Nagelsmann: Philipp Hofmeiste im Analyse-Gespräch

Fußball - Wie eine Webseite den Fußball-Transfermarkt mitbestimmt
Frauen-Fußball - RB Leipzig unterliegt VfL Wolfsburg 0:2
Fußball - Jess Thorup ist der neue Trainer des FC Augsburg

IOC - 141. IOC-Session in Mumbai
IOC - Die große Thomas Bach Show

Cricket wird olympisch - was bedeutet das für die Sportart?

Triathlon - Ironman-Weltmeisterschaft der Frauen in Kona auf Hawaii

Denkfabrik Demokratie - Wie es der Sport schaffen kann, rechten Ideologien keinen Raum geben können

Handball - SG Flensburg-Handewitt siegt gegen Balingen mit 32:28

Boxen - Gualtieri verliert IBF-Gürtel gegen Alilmkhanuly

Eishockey - Eisbären Berlin schlagen EHC München mit 6:2

Am Mikrofon: Christian von Stülpnagel

Ins Netz gegangen
Von Verstrickungen und Freiheiten
Von Bettina Mittelstraß
Regie: Susanne Krings
Produktion: Deutschlandfunk 2017

Rosenblätter, Senf und ein Wieselfuß im Netz sollen zu einem glücklichen Beutezug verhelfen; wer sich ein Weib fängt und es behalten will, der werfe am Hochzeitstag symbolisch ein Netz über die Braut.
Am Aberglauben hängt fast keiner mehr, im Netz aber hängt jeder. Vernetzung und Netzwerke sind die Stichworte der Stunde und der Raum, den Maschen, Knoten, Systeme und Verbindungen begrenzen, wird dichter und enger. Nichts darf entrinnen, niemand durchfallen - keine Beute, kein Verbrecher, kein Nutzer, kein Gedanke, kein Sozialfall. Und ist man einmal drin in der filigranen Struktur, führen Selbstbefreiungsversuche meist zu noch größeren Verstrickungen.

Klavier-Festival Ruhr 2023

Lieder von György Ligeti, George Gershwin, Franz Schubert, Benjamin Britten u.a.

Sarah Maria Sun, Sopran
Kilian Herold, Klarinette
Jan Philip Schulze, Klavier

Aufnahme vom 13.6.2023 aus dem Haus Fuhr, Essen-Werden

Am Mikrofon: Ida Hermes

Sarah Maria Sun möchte mit einem Liederabend „ein explosives, überreiches Erlebnis an verschiedenen Energien, Stilen, Assoziationsmöglichkeiten“ ermöglichen und das ist ihr beim Klavier-Festival Ruhr zusammen mit Pianist Jan Philip Schulze auch gelungen. Im Mittelpunkt des Programms standen frühe Lieder von György Ligeti, die er 1950 komponiert hat. Die Sopranistin hat sie vielfältig in Beziehung gesetzt: zu Liedern von Schubert, Bernstein oder auch Britten. Dabei überraschte Sun das Publikum, weil sie sich durch den Raum bewegte und sogar auch mal auf den Flügel kletterte! Ein Konzert, das im Gedächtnis bleibt.

Innovation und Klimaschutz -
Deutscher Profifußball als möglicher Impulsgeber

Im Profifußball stecken große Potenziale für eine klimagerechte Transformation der Gesellschaft, finden die Forscher*Innen Markus Kurscheidt, Manfred Miosga und Jenny Amann. Mit seiner Strahlkraft könnte der Fußball zu einem Treiber werden.

Jenny Amann, Markus Kurscheidt und Manfred Miosga und im Gespräch mit Maximilian Rieger.