Körper, geschichtet - Wenn Essen (und Nichtessen) zur Sucht wird
Von Nastasja Penzar
Essstörung, Binge Eating und Body Positivity: Ein Kreislauf aus Scham, Kontrolle und Rückfällen. Zwischen gesellschaftlichen Körpernormen, inneren Dämonen und der Hoffnung auf Heilung entfaltet sich der Kampf um Identität und Selbstbestimmung.
Wie fühlt sich das eigentlich an, wenn Essen oder Nichtessen zu einer Obsession wird? Von Essstörungen liest man normalerweise in Statistiken und Ratgebern. In ihrem schonungslosen Essay seziert Nastasja Penzar in diesen weit verbreiteten Krankheiten die feinen Risse zwischen Selbstkontrolle und Kontrollverlust, zwischen Hunger und Völlerei, zwischen Scham und Revolte.
Schicht um Schicht legt sie in einer Archäologie des Alltags ein Verständnis des Körpers frei, der nicht nur aus Fleisch besteht, sondern aus Blicken, Kommentaren, Erwartungen - und der es ständig mit Dämonen zu tun hat.
Penzar schreibt mit einer unglaublichen Präzision und befreienden Offenheit. Sie tastet sich durch Statistiken, Therapien und Rituale, um am Ende das zu finden, was nicht messbar ist: die Stimme der Sucht.
Dieser Text wurde mit dem Essay-Preis der Zeitschrift Edit ausgezeichnet.
Nastasja Penzar, 1990 in Berlin geboren, lebte in Zagreb, Frankfurt am Main und Guatemala Stadt, bevor sie Romanistik in Leipzig und São Paulo, dann Sprachkunst in Wien studierte. Sie wurde mit einer Arbeit zu post-jugoslawischer Literatur bei Esther Dischereit promoviert. Heute lebt und arbeitet sie in Wien am Institut für Sprachkunst. Ihr Romandebüt Yona erschien bei Matthes & Seitz Berlin.